32.

[85] Mein süßes Lieb, wenn du im Grab,

Im dunkeln Grab wirst liegen,

Dann will ich steigen zu dir hinab,

Und will mich an dich schmiegen.


Ich küsse, umschlinge und presse dich wild,

Du Stille, du Kalte, du Bleiche!

Ich jauchze, ich zittre, ich weine mild,

Ich werde selber zur Leiche.


Die Toten stehn auf, die Mitternacht ruft,

Sie tanzen im luftigen Schwarme;

Wir beide bleiben in der Gruft,

Ich liege in deinem Arme.


Die Toten stehn auf, der Tag des Gerichts

Ruft sie zu Qual und Vergnügen;

Wir beide bekümmern uns um nichts,

Und bleiben umschlungen liegen.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 85.
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