Scena quarta.

[710] Syluester. Vincentius Ladißlaus, etc.


SYLUESTER.

Herr Obrster, ist euch lang die zeit?

Mich dünckt das jhr vnlustig seid,

Weil jhr gebt einen Kempfr vnd Ringr,

Seid jhr denn auch ein Tantzr vnd Springr?

VINCENTIUS LADISZLAUS.

Wir glauben nicht das sey ein Mann,

Der als wir springn vnd tantzen kan,

Noch vnsers gleichen werd gefundn,

Es hat vns keiner vberwundn.

SYLUESTER.

Wir haben auch etlich Diener hier,

An vnserm Hoff drey oder vier,

Die sonst auch springen vnd tantzen fein,

Vnd zimlich wol geübet sein:

Wolt jhr euch nu was exercirn,

Vnd mit einander recreirnn,

So thut jhr vns ein gefallen nun.

VINCENTIUS LADISZLAUS.

Das wollen wir hertzlich gerne thun.


Sie springen etliche Sprünge, die thut er nach gar schlim, etliche aber kan er nicht thun, entschüldiget

sich vnd spricht.


Das könn wir nicht thun in die leng,

Denn diß Kleid ist vns etwas eng,

Wir haben auch vertrettn den Schenckl,

Gleich hier am Knorren oder Enckl,


Nach dem springen wird getantzet, im tantzen aber, wie er sich so vmbdrehet, fellet er, gibt darnach für, vnd spricht.


Ey da stiessn wir vns gar sehr,

An einen Nagel hart vnd schwehr.


Nach diesem tantzet er mit der Jungfrawen Angelica, vnnd stellet sieh gar freundlich im tantzen mit Geberden gegen sie, vnnd sie mercket, das er mit einem Hasen schwanger gehet, lächelt jhn derwegen an, vnd er meinet nicht[711] anders, sie habe jn lieb, vnnd brüstet sich gewaltig, in dem entfelt der Jungfrawen ihr Schnuptuch, da ist er stracks bereit, vnd hebt denselben eilend auff, vnnd mit grosser Reverentz, vnd gibt ihr denselben wieder.


SYLUESTER.

Herr Oberster, vnser Gemählin,

Wolt gern in jhr Gemach gehn hin,

So nehmet doch vrlaub von ihr.

VINCENTIUS LADISZLAUS.

Geliebt jr Fürstlichn Gnadn von hier?


Gehet mit grosser Reverentz vnnd Ehrerbietung, vnd Höfligkeit, sonderlich, wie er zu der einen Jungfrawen kömpt, so Angelica heisst erzeigt er sich gar freundlich, vnd höflich, darnach gehet das Frawenzimmer abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 710-712.
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