Scena secunda.

[719] Adrian. Vincentius Ladißlaus.


ADRIAN.

Mein Herr hat mir jtzundt befohln,

Das ich soll den Phantastn herholn,

Mit Lügen hat er gute Gabn,

Nu wird er wiedr ein Sack voll habn,

Die er weiter vorbringen kan,

Wann er zu meinem Herrn kömpt an,

Ich bin zu Hofe allbereit,

Gewesen eine gute zeit,

Wüst aber nicht das es geschehn,

Das ich seins gleichen hett gesehn,

Do ich doch sonst kenn manchen Hasn,

Leimstengler, groß, vnd auffgeblasn.

So hab ich auch niemals gehört,

Solch groß vnd schrecklich Lügenwort.

Sich da kömpt er gleich hergegangen,

Nach dem mein Herr hat ein verlangen.


Immittelst er so gehet, begegnet jm Vincentius mit seinen Dienern, vnnd hat ein ander Kleid angezogen, vnnd Adrian spricht zu jm.


Mein guter Freund, mein Herr begert,[719]

Das jr nun wieder vnbeschvert,

Zu seiner Gnaden wolt ankomn.

VINCENTIUS LADISZLAUS.

Ja, ja, wir Habens wol vernomn,

Wir sind jtzt in wircklicher vbng,

Vns zuuerfügen mit beliebng,

Zu jhr Fürstlichn Durchleuchtigkeit,

Vnd wir sein jtzundt diese zeit,

Gewesn in derselben Marstall,

Vnd habn die Pferde allzumahl,

Die schön vnd hübsch warn, wol besehn,

Vnd wann wir zu ihrr Gnaden gehn,

Wolln wir dauon zu redn anfangn.

ADRIAN.

Seht da kömpt mein Herr hergangn.


Vincentius gehet gar stoltz herein, vnd als er den Hertzogen siehet, rücket er den Mantel zu rechte, besiehet sich in beyden Seiten, vnd setzet den Hut auff ein Ohr.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 719-720.
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