Scena quinta.

[728] Syluester. Marschalck. Vincentius Ladißlaus. Iohan Bansser. Die Braut, vnd andere. Das Bette wird zugerichtet, bey dem ist Iohann Bansser beschefftig, vnd Director deß gantzen Werckes. Wie das geschehen, führet jhn[728] der Hertzog sampt seinem Marschalck mit der Music stadtlich herauß, er gehet gewaltig stoltz auf seine art, streutet sich wie eine Katze, vnd brauchet vorige offtmals angezogene Mores. Die Braut bringet man auch vnd setzet die auff das Bette, Darnach setzt man Vincentium auch in das Bette, vnnd wie er meinet, er sitze zum aller besten, da fellet er in die Bütte mit Wasser, da lachet nu niemands als jederman.


IOHAN BANSSER.

Esll, vnd Lügenhafter, Wolerfarner,

In Lügn, mit Thorheit angebornr,

Vnd andern tölpschen moribus

Wolbegabter, Kempffr zu Roß vnd Fuß,

Mit der ledern Kolb, Lügenfabl,

Rittr auff dem Esl mit der Strewgabl,

Der Fliegn vnd Mückn öbrster Vnflat,

Wie gfelt dem Herren nu das Badt?

Gott woll es dem Herren gesegn,

Itzund hier, vnd sonst allerwegn.

VINCENTIUS LADISZLAUS krsuchet mittelst wieder aus dem Bade, vnnd ist vber die masse zornig, vnd spricht.

Wie ist das? Wie sols zugehn?

Wie sollen wir den das verstehn?

Was meint man wol, was man jtzt hat,

Vor einen Man in dieser Stadt?


Schweigt ein wenig stille.


Ihr mögt gleich wol wissn vnd verstan,

Das eben diesr, ja dieser Man,

Ist ein solch Man, geschickt gar wol,

Der auff den Keysr nicht geben soll.

Sol man einn so fürtrefflichen Man,

Als wir seind, solchen spott hengn an,

Der so verstendig vnd erfahrn,

So weit berümbt in vielen Jahrn,

Soll man den Mann beschimpffn,

Vnd jtzt allhier, so verunglimpffn?

Hat man vns das beweisen wolln,

Viel liebr man vns hett lassen solln,

In vnser Herberg da wir sein,

Mit vnsern Dienrn gezogen ein,[729]

Wir hettn noch wol so viel gehabt,

Von vnserm Vater zum Erb begabt,

Das wir vor vnser Geldt vnd Goldt,

Viel lieber betten zehren wolt.

Nun wer weiß, wie wir han vernomn

Es könte noch die zeit wol komn,

Das man vnser von nöten hab,

So soll man wieder sein schabab,

Alsdenn soll man befinden ebn,

Was sich mit vns hier hat begebn,

Was man an vns jtzt hat gethan,

Da doch so from ist dieser Mann,

Als einer lebet auff der Welt,

Man soll jhn nicht entbehrn vor Geldt.


Weiset auff sich.


Abr wo man jn zu zorn bewegt,

So gleubt kein Mensch wie man jhn regt,

Wie vbl man diesen frommen Mann,

Zu frieden wieder sprechen kan,

Nun hat man vns so hefftig sehr,

Vnd vbr die maß erzürnet mehr,

Weil man vns hat also schampffirt,

Vnd einn solchen spott angeschmiert.

Nu was gilts, wir wollens gedenckn,

Wir wollens euch gewiß nicht schenckn,

Wenn man einmal vnser Person,

Vorlangst wird vergessen han,

Oder wir wollen der nicht sein,

Der wir sein, ja wir wollens nicht sein, etc.


Gehet abe.
[730]

IOHAN BANSSER, VND DIE ANDERN ALLE pfeiffen hinder jm her, schreien jn an.

Kempffer zu Roß vnnd Fuß,


Vnd andere dergleichen Speiwort gebrauchen sie mehr, vnnd werffen jhn mit faulen Eyern vom Platze. Er ist wol zornig, vnnd wil wieder von sich schlagen vnnd werffen, Aber viel Hunde ist der Hasen todt, er muß dauon lauffen, vnd gehen alle abe, Glück zu auff die Reise.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 728-731.
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