Argvmentvm Actus sexti.

[715] Im sechsten Actu höret an,

Wie es Vincentio thut gahn,

Nach dem der Fürst mit seinm Gemahl,

Sich vnterredet auff dem Sahl,

Vnd nimt den Marschalck auch dazu,

Was man doch mit Vincentio thu,

Weil er Angelicam wil han,

Das man ein kurtzweil richte an,

Vnd ließ einn Brieff an jn fein machn,

Das sie geneigt zu dieser Sachn,

Vnd sich mit jhm wolt lassen ein,

Es solte ja vnd wille sein:

Der Marschalck diesen anschlag thut,

Vnd spricht, das ers anseh vor gut,

Das man einn Knabn verkleiden möcht,

Vnd zu jm in das Brautbett brecht,[715]

Abr vnter deß Vincentzen stett,

Das man ein Wann mit Wasser hett,

Welch da must fein verborgen sein,

Vnd er fiel in das Bad hinein.

Darauff muß Juncker Adrian,

Bald zu Vincentio hin gahn,

Das er kom zu dem Hertzog wiedr,

Vincentius geht stoltz auff vnd niedr,

Der Hertzog sagt jm antwort da,

Von der Jungfraw Angelica,

Das er das Gwerb hab angefangn,

Vnd soll jm nicht sehr lassn verlangn,

Die Jungfraw sitz vnd schreibe nun,

Woll jhm ein schrifftlich antwort thun,

Vincentius danckt hoch vnd sehr,

Das jhm wiedrfahren solche Ehr,

Vnd ehe solchs wird ins Werck gericht,

Erzehlt er noch etlich Geschieht,

Die nimmermehr geschehen sind,

In welchn er vberauß geschwindt.

Vnter deß wird jm der Brieff gebracht,

Denselben er alsbald auffmacht,

Findt ein Schnuptuch darein gelegt,

Solchs jm sein Hertze gar bewegt,

Endlich wird das Brautbett gemacht,

Darein die Braut wird gebracht,

Vincentium man auch drein setzt,

Feit in das Badt wird eingenetzt,

Da lacht alls was nur lachen kan,

Herr Vincentz kömpt herauß gegahn,

Vnd ist wol zornig vbr die maß,

Wird abr gejaget auff die Straß,

Vnd von den Jungen wol vexiert,

Verlacht verhöhnt, vnd wol schimpfiert,

Das ist seinn recht verdienter lohn,

Bringt jhn vor sein Hoffart davon.

Wir bittn wolt zuhörn vnd still stehn,

Seht zu, wie das Badt wird angehn.
[716]

Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 715-717.
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