Argvmentvm Actvs tertii.

[660] Im drittn Act solt jhr hören bald,

Was es da hab für ein gestalt,

Iohan vnd Adrian gehn aus,

Vnd kommen vor des Wirtes Hauß,

Lesen den Zettll, der angeschlagn,

Darnach thun sie den Wirth auch fragn,

Was er doch hab vor einen Gast,

Der Wirt spricht es sey ein Phantast,

Weil er sich so hoffertig helt,

Vnd viel frembder Gericht bestelt,[660]

Die er nicht gesehn noch gehort,

Die Cammer Junckern lachn der wort:

Welch sie von dem wirt habn vernomn,

Tichtn drauff wie er nach Hoff mög komn.

Do nu der Morgen kömpt heran,

Ist Vincentz vom Schlaff auffgestan,

Vnd ist gar ernst in seinm Gebet,

Stelt sich als wenn er Tauben hett,

Sieht gen Himmel, feit auff die Erdn,

Das man nicht weis, was da wil werdn,

Weint auch, vnd ist voller andacht,

Mit des kömpt ein Priester der lacht,

Weil er braucht solche Haserey,

Vnd sieht, daß ein jeck in jhm sey,

Denn als jhn Vincentius sicht,

Mit grossen wortn er jhn anspricht,

Rühmbt sich, das er so alle morgn,

Sein Gbet thu mit seufftzen vnd sorgn,

Der Priestr jhn noch dazu vexirt,

Vnd seinen schein nicht approbirt,

Strafft jhn wegn solcher gleißnerey,

Die Gott dem HErrn zu wider sey.

Vincentius wil disputirn,

Aus der Schrifft mit jm conferirn,

Braucht solch Latein vnd seltzam fratzn,

Mit dem man vergeh Hundn vnd Katzn,

Der Priester darffs nicht mit jm wagn,

Er hört wol was die Glock geschlagn,

Weil er mit Haserey vmbgeht,

Spricht dz er die Sprach nicht versteht,

Vnd das er keine weile hab,

Damit kömpt er von jhm fein ab.

Endlich so wil Vincentius,

Das jhm sein Schreibr Valerius,

Weil er vom Schlaff ist auffgestandn,

Den Kamp vnd Spiegel bring zu handn,

Die Haartücher wil er gleichsfals,

Das er mit reib den Kopff vnd Halß,[661]

Muß jm auch dz Hembd machen warm,

Vmb gantzen Leib vnd vmb die Arm,

Fordert auch ein Kleid das ist weis,

Solchs alles wil er han mit fleiß,

Braucht im reden sonderlich art,

Vnd ist in jhm eitel hoffart,

Sein Schreibr muß jhm solchs alls verschaffn,

Weil er leufft mit der Eul vnd Affn.

Wir bitten wolt still sein vnd hörn,

Die Action vns nicht verstörn.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 660-662.
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