XIV.
Faustin.

[162] Faustin, der ganzer funfzehn Jahr

Von Haus und Hof und Weib und Kindern war,

Ward, von dem Wucher reich gemacht,

Auf seinem Schiffe heimgebracht.

»Gott, seufzt der redliche Faustin,

Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern' erschien,

Gott strafe mich nicht meiner Sünden,

Und gieb mir nicht verdienten Lohn,

Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn,

Gesund und fröhlich wieder finden.«

So seufzt Faustin, und Gott erhört den Sünder.

Er kam und fand sein Haus in Ueberfluß und Ruh.

Er fand sein Weib und seine beiden Kinder,

Und Segen – Segen Gottes! – zwey dazu.


Lessing.

Quelle:
Wilhelm Heinse: Erzählungen für junge Damen und Dichter gesammelt und mit Anmerkungen begleitet, Lemgo 1775, S. 162-163.
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