1. Geleit

[286] Ihr geht ins Leben hinein,

Zweige der grünenden Welt in der erhobenen Hand,

Um eure jungen Stirnen spielt der aufgehende Schein

Einer Sonne, die euch führt in das kommende Land.


Was eure Väter voll Müh,

Was eure Mütter voll Weh ringend und darbend gebaut,

Gab euch den heiligen Grund, drauf ihr in segnender Früh

Aufsteigt zum fruchtbaren Tag. Seht, wie das Licht euch vertraut!


Seht, wie das Licht euch begrüßt,

Kinder der wandelnden Zeit, Jünger des neuen Geschlechts!

Vieles, was mächtig bis heut, vieles war traurig und wüst,

Aber es wächst in der Welt Ordnung des reineren Rechts.
[286]

Seht, wie der Kampf euer harrt

Schlechtes noch schreckt euern Schritt, Schatten der Dämmerung sinkt,

Zwietracht und niedriger Wahn grauer Vergangenheit starrt.

Aber ihr fürchtet euch nicht. Seht, wie die Zukunft euch winkt!


Kommende Männer und Fraun!

Bildet in Glück euch und Leid, formt euch in Lust und in Pein!

Wandert zu Höhen, weithin Ströme des Lebens zu schaun!

Schaut und schreitet und wirkt, kühn eine Welt zu befrein!

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 286-287.
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