Sehnsucht

[328] Ich kann die schrillen Pfiffe nicht mehr hören

Der schweren Wagen, die voll Schergen sind,

Und sehne mich nach sausend stillen Föhren,

In ihren Harfen spielt der Sommerwind.


Hier schwankt das Herz von jähestem Empören

Zu grausigstem Entsetzen. Wahnesblind

Zerfleischen sich die Menschen und zerstören

Der Freiheit Werk für Kind und Kindeskind.


Hier weht es von zerrissnen Trauerflören,

Auf die das rote Blut der Brüder rinnt –

Ich sehne mich nach ewigen Wipfelchören

Und heiligem Frieden, der den Sieg gewinnt.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 328-329.
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