Die kommenden Tage

[227] Es weht ein Gespinst um die Brunnen der Nacht,

Drin flattern die Wünsche des Lebens,

Die einen so glühend, die andern so sacht

Im Dunkel erwacht –

Die Nornen sie wirken's und weben's.


Versunken in brütenden Gründen, was war,

Was sein wird, entbrodelt den Tiefen –

Es steigen die Stunden, es jüngt sich das Jahr,

Aufschimmert die Schar

Der Tage, die schattenhaft schliefen.


Nun schlürfen sie Blut an den Brüsten der Zeit,

Schon wiehert das Kampfroß der Frühe,

Der Hahn schlägt weitauf die Flügel und schreit

In die Ewigkeit,

Und Flut rauscht aufs Mühlrad der Mühe.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 227-228.
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