Blumengruß zum 23. November

[347] (An Clemens August von Cöln.)


»Still sind wir der Erd' entsprossen;

Wie es Gott der Herr gefügt;

Thau ist reich auf uns geflossen,

Winde haben uns gewiegt.


Düfte hat uns Gott verliehen

Und der Farben buntes Licht;

Aber er, um den wir blühen,

Ach! sein Auge sieht uns nicht.«


Und der armen Waislein Sehnen

Hat die Seele mir bewegt,

Und ich habe sie mit Thränen

Still gesammelt und gepflegt.
[348]

Und ich sende sie hinüber,

Die ich Dir zum Kranze wand.

Ach! sie grüßten Dich viel lieber

Hier in Deinem Gartenland.


Und ob Lorbeer schon und Palme

Dein geweihtes Haupt umwehn,

Wirst Du, Hirt! auch meine Halme,

Meine Blümlein nicht verschmähn.


Cöln, 1841.


Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 347-349.
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