Die Muse der Tugend zur Muse der Kunst

[176] Eitel erblickst Du Dich, Du schöne Schwester der Künste,

Hier im Spiegel des Sees, rückend den Kranz Dir zurecht.

Bleibe bespiegelnd stehn! ich eile zur heiligen Quelle,

Die mich erquicket und stärkt, stärkt mit erneueter Kraft.

Kränze verwelken; der Spiegel zeigt nur innerer Schönheit

Abglanz; ihn auch trübt oft schon ein Lüftchen im See.

Tugend ist Leben; es strömt von Welle zu Welle; der Tugend

Immer verjüngte Gestalt zeigt nur ein Spiegel, das Herz.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 176.
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