Huld und Liebe

[177] Als die Mutter der Liebe den schönen Amor geboren,

Sprach zu den Grazien sie: »Ziehet den Knaben mir auf

Ernst und sanft! Auch lehret ihn bald die ambrosischen Künste,

Wohlzugefallen! sie sind allen Unsterblichen werth.«

Gerne verrichteten sie ihr Amt – o Wunder! und lernten

Jede vom Amor mehr, als sie den Knaben gelehrt.

Seitdem stehen sie, Lieb' und Huld, auf einem Altare:

Huld macht Liebe; sich selbst nennet die Liebe nur Huld.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 177.
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