An die Herzogin Amalia in Rom,

als sie wünschte, Herder möchte Cardinal in Rom sein

[102] Der Purpur, den, o heldenmüth'ge Fürstin,

Der rothe Schmuck, den Du mir gütig gönnest,

War wol des Wunsches werth; doch höre, Fürstin,

Wie er allein jetzt meine Wünsche reize!


Einst zu der Römer, zu der Griechen Zeiten

War er der Schmuck der Sieger und der Helden,

Ein Lohn der Tapfern, den für ihre Tugend

Die Königin der Länder ihnen reichte.


Es sank ihr Reich, der Werth auch ihres Lohnes,

Erhabner Werth! und es erblich ihr Purpur:

Der Schmuck der Helden, der Verdienten, Edlen,

Ward Beute des Betruges und der Ränke.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 102.
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