55.

[309] Wohlgeordnet seine Völker,

Die zu Fuß und die zu Rosse,

Zog der Cid jetzt aus Valencia;

Aus dem Tor der Wasserschlange

Zogen sie hinaus ins Feld.


Seine Fahne trug Bermudez;

Hieronymus, der Bischof,[309]

Zog in Rüstung mit dem Heer

Gegen den Barbarenkönig,

Miramamolin genannt,

Der dem Cid die schöne Beute,

Sein erworbnes Reich Valencia,

Mit wohl funfzigtausend Reitern

Trotzig abzunehmen kam.


Als einander gegenüber

Mauren nun und Christen standen,

So viel Mauren, Christen wenig,

War alles in Furcht und Angst,

Bis auf seinem Roß Babieca

Cid erschien, in reichen Waffen,

Und mit lauter Stimme rief:

»Gott mit uns, und San Jago!«

Sprengte dann ein in die Feinde,

Hieb und tötete; gebadet

War sein Arm in Heidenblut;

Wer sich ihm zu nahen wagte,

Jeder Maur, galt einen Hieb.


Endlich fand den Maurenkönig

Selbst er auf im Schlachtgetümmel;

Dreimal traf er; dreimal schützte

Den Barbaren nur die Rüstung,

Bis er sich, erst hintern Hügel

Schleichend, dann in ein Kastell zog

Und dem Cid das Feld verließ.


Von dem Volk, mit ihm gezogen,

Blieben wenig ihm der Tausend;

Was nicht tot lag, ward gefangen,

Und das Lager, reich an Silber,

Reich an Pferden, ward erbeutet;

Und im allerreichsten Zelte,[310]

Das die Christenheit je sah,

Fand sich Alvar Salvadorez.


Hoch erfreuet war der Cid;

Hoch erfreuet kehrten alle

Nach Valencia; Mutter, Töchter,

Die vom Turm die Schlacht geschauet,

Froh empfingen sie den Cid.

Quelle:
Herders Werke in fünf Bänden, Band 1, Weimar 1963, S. 309-311.
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Der Cid
Der Cid (Hardback)(German) - Common
Der Cid unter Ferdinand dem Großen.
Herders Cid: Neu Durchgesehene Aufl, Volume 22 (German Edition)