29.

[250] Stillversunken in Gedanken,

Gab der Cid, als von Zamora

Jenes Tages er zurückkam,

Stracks gab er dem König Sancho[250]

Rechenschaft von seiner Botschaft,

Der ihm diese Worte sprach:


»Solches ist der Könge Schicksal,

Wenn sie mit zu wenig Klugheit

Zu viel Ehr erzeigen einem,

Einem stolzen Untertan.


Ihr, Graf von Bivar, ich weiß es,

Jenen kecken Zamoranern

Rietet Ihr den Ungehorsam

Und das Widerstreben an.


Eure Weisheitsregeln kenn ich;

Fortan sind sie nicht die meine,

Und zu meinen Füßen läge

Augenblicks hier Euer Kopf,

Hätt ich es nicht meinem Vater,

Ich mit allen meinen Brüdern,

Auf sein Haupt zuschwören müssen,

Euch zu ehren. Fort dann, fort

Aus Kastilien! Weg aus allen

Meinen Reichen!«


»Auch aus denen,

Die ich Euch erobert habe?

Oder nur aus denen Reichen,

Die ich, König, Euch erhielt?«


»Fort aus allen!«


Don Rodrigo,

Der gedankenvoll erst dastand,

Lächelte, sah ruhig um sich

Und – bestieg sein Roß Babieca.

Todesstille herrscht im Lager;

Denn der Cid – er ist hinweg![251]

Quelle:
Herders Werke in fünf Bänden, Band 1, Weimar 1963, S. 250-252.
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Der Cid
Der Cid (Hardback)(German) - Common
Der Cid unter Ferdinand dem Großen.
Herders Cid: Neu Durchgesehene Aufl, Volume 22 (German Edition)