Prolog

[283] Ein irres Stammeln nur,

Ein schüchtern Radebrechen!

Wie glückte mir's, Natur,

Dein Wesen auszusprechen!


Du hältst mich weich im Arm

Und neigst dich deinem Kinde;

All seinen dunklen Harm

Besprichst du ihm gelinde.


Ich lausch' empor zu dir,

Du Hohe, Milde, Traute,

Nachlallend voll Begier

Die halbverstandnen Laute;


Magst du in Frühlingspracht

Der eignen Schönheit staunen,

In Sturm und Wetternacht

Erhabne Sprüche raunen.


Dann wieder lächelst du

Und wandelst deine Bahnen,

Und ohne Rast und Ruh

Folg' ich in dumpfem Ahnen,


Beglückt, in wachem Traum

Mich dir so nah zu wissen

Und deines Kleides Saum,

O Mutter, dir zu küssen!

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 283.
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