Der siebenzehnte Auftritt.

[73] Die Vorigen. Orbil. Wilhelmine.


VALER. Schönste Wilhelmine, endlich bin ich so glücklich –

WILHELMINE zugleich. Liebster Valer, die Schwürigkeiten – –

ORBIL. Kein Wort, kein Wort, daß wir nicht die Zeit verfehlen – Es ist gleich 4! Hält beständig die Uhr in der Hand. Nach einer kleinen Pause zu seiner Tochter. Jungfer Wilhelmina Orbil! Willst du dich mit dem Herrn – Zu Valeren. Vor- und Zunahmen?

VALER. Samuel Gottlieb!

ORBIL fährt fort zu Wilhelminen. Samuel Gottlieb Valer ehelich verloben?

WILHELMINE. Ja!

ORBIL. Zu früh! Legt ihre Hände in einander. ihr antwortet beide zusammen, wenn ich euch ein Zeichen geben werde – Zu Valeren. und Sie, Herr Samuel Gottlieb Valer, wollen Sie sich mit meiner Tochter: Wilhelmina Orbil auf Ihre ganze Lebenszeit verbinden? – Still! – – noch eine Secunde! – Er giebt ein Zeichen mit dem Fuße.[73]

VALER UND WILHELMINE sagen zusammen. Ja!

ORBIL. Puncto 4! – und nun gebe ich euch meinen väterlichen – doch nein, damit alles seine gehörige Zeit habe: so will ich mit meinem väterlichen Segen noch eine Viertelstunde warten. – Jetzt könnt ihr reden, so viel ihr wollt! –

WILHELMINE zärtlich. Valer!

VALER. Wilhelmine!

JOHANN. Ach Herr Orbil! wollen Sie wohl in dieser Viertelstunde noch ein gutes Werk stiften? Wenn Sie nur wüsten, wie schön es Ihnen läßt! Ich will gerne mit Lisetten auch auf einmal antworten; und was noch mehr, so ist heute meiner selgen Großmutter Nahmenstag gewesen – Sie hieß – Sie hieß – wie der heutige Tag im Kalender! –

ORBIL. O mein Sohn! Namenstag und Verlöbniß stehn in keiner Verhältniß, aber wenn ihr sonst ein ordentlicher Mensch seyd –

JOHANN. Daran fehlts nicht, Herr Orbil: seit dem sich mein Herr geändert hat: nehme ich keine Priese Toback, ohne daß ich vorher nach der Uhr sehe; und ich würde mir alle Haar aus dem Kopf reißen, wenn ich in einer Stunde mehr als in der andern denken sollte.

ORBIL. Der Kerl gefällt mir! Zu Valeren. Sind Sie mit ihm zufrieden?

VALER. Vollkommen!

ORBIL. Tretet näher! Sie treten zusammen, reichen die Hände und schreyen. Ja![74]

ORBIL. Zu früh! Ihr seyd ein Paar Dienstboten und – Zu Johann. wenn ist euer Jahr zu Ende?

JOHANN. Ich heiße Johann Triller!

ORBIL. Der Mensch ist vor Freude, eine Frau zu bekommen, außer sich, – Zu Valeren. wenn ist sein Jahr zu Ende, Herr Schwiegersohn?

VALER. Ueber 14 Tage.

JOHANN. Des Morgens um 6 Uhr.

ORBIL. Gut, über 14 Tage des Morgens um 6 Uhr soll eure Verlobung seyn: und wenn Lisettens Jahr um ist: so haltet ihr die Hochzeit – Die Stunde will ich nachsehen, wenn sie in Dienst gekommen ist. Es wäre gut wenn sie in dieser Stunde kopulirt werden könnte. – Er erschrickt. Himmel! Da kommt der Magister!


Quelle:
Gottlieb Theodor von Hippel: Der Mann nach der Uhr. Halle a.d.S. 1928, S. 73-75.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Mann nach der Uhr, oder der ordentliche Mann
Der Mann nach der Uhr, oder der ordentliche Mann