3.

[200] Knaben.


Wie fröhlich wir sind,

Juchheißa juchhei!

Die Lese beginnt,

Wir sind mit dabei.


[200] Mädchen.


Wir sollten lesen wie Winzerinnen,

Doch ehe wir kaum zu lesen beginnen,

Wird über dem Essen

Das Lesen vergessen.

Der Traube duftige Süßigkeit

Verlockt uns zum Kosten allezeit.


Knaben.


Wir machen es besser: wir lausen umher

Und suchen uns Trauben nach unserm Begehr.


Einer.


Habt Ihr an Schwärmer wohl gedacht

Und auch Raketen mitgebracht?


Ein Anderer.


Raketen und Schwärmer nachher,

Wann der Abend beginnt!

Erst holet die Dornen her!

Geschwind, geschwind!

Wir wollen ein Feuer machen,

Das soll leuchten, dampfen und krachen!


Alle.


Dann springen wir Alle zusammen,

Dann springen wir über die Flammen!

Juchhe!


Einige Knaben.


Wir wollen uns redlich plagen und müh'n!

Wenn die Schwärmer goldene Funken sprüh'n,

Die Raketenkugeln farbig erglüh'n,

Dann gehen wir erst nach Haus.[201]


Doch ist das Vergnügen nicht aus:

Es wartet unser ein Schmaus,

Kastanien und junger Most,

O herrliche Winzerkost!


Mädchen.


Dann wollen wir einen Tanz beginnen,

Wir wollen dann auch fröhlich sein.

Ihr aber dürft Euch nicht lange besinnen,

Sonst sehet zu, wie wir tanzen allein.


Knaben.


Wir tanzen mit Euch und springen,

Wir spielen mit Euch und singen,

Bis der Vater gebeut:

Genug für heut!


Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 200-202.
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