Dreizehnter Auftritt.

[225] Richard. Franz aus Nr. 2 tretend.


FRANZ. Zimmer an Zimmer, und keine menschliche Seele.

RICHARD zusammenfahrend. Was giebt's da? Sprach da Jemand? August, Du?

FRANZ lauschend. Ja?

RICHARD tritt vor, für sich. Nun ist Alles aus, nun muß ich in guter Ordnung den Rückzug antreten. Zu Franz gewendet, der noch immer von ihm fern hinten an der Thüre steht. August, sei vernünftig und plaudre nicht! Ich habe mich vom Maskenball empfohlen, um ein Stündchen bei Dörthe zu sein, die mir lange schon gefallen. Du begreifst, daß ich aus manchem Grunde die Sache nicht bekannt werden lassen möchte. Also schweige, ich verlang' es nicht umsonst. Es sollte mir auch leid um das arme Ding thun, wenn sie noch Verdruß hätte. Geh' nur ruhig wieder in Dein Stübchen, ich finde schon hinab. Schnell hinaus.

FRANZ hat während dieser Worte sein Messer gezuckt, sich mit dem Tuche den Angstschweiß von der Stirn gewischt – nun allein. Nein, er nicht! Was geht es ihn an? Er hat Recht, zu nehmen, was er findet. Die Herren thun Alle so. – Aber sie, die mir nicht einen Kuß vergönnte, die Augen niederschlug, wenn ich sie Liebste nannte, die mich angelockt mit dem Schein ihrer Gutmüthigkeit – sie – sie – sie – Herz, Leben, Seele, Ehre hing an ihr – Sie soll's büßen!! – Wild lachend. Deshalb wollte meine Hand immer mit dem Messer spielen, deshalb zuckte sie schon danach, so lang' ich da unten treuherzig auf der Lauer stand,[226] während sie – ha, Du Schändliche, Du sollst mich nicht mehr verhöhnen. Er tritt die Thüre mit dem Fuße auf und dringt hinein. Pause.


Man hört in dem Zimmer Nr. 1 einen Weiberschrei.


FRANZ kommt zurück. Ich hab' sie nicht gesehen – aber ihr Herz hab' ich doch gefunden. – Und, Richard, röchelte sie! – Todt, todt! nun ist's gut! nun bin ich frei! nun ist meine Ehre gerettet! – Jetzt auf und davon! aus diesem Hause der Schmach, aus dieser Stadt des Unglücks. Die Welt ist groß. Ab, wie er kam, durch die Thüre Nr. 4, im Gehen. Und unten am Brunnen wasch' ich mir die Hände, – 's ist doch wohl Blut d'ran. Ab.


Pause.


Quelle:
Karl von Holtei: Theater. Ausgabe letzter Hand in sechs Bänden, Band 1, Breslau 1867, S. 225-227.
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