Letzter Auftritt.

[257] Vorige. Gustav.


GUSTAV. Ich wußt' es ja, Dir dank' ich Alles, Dir mein Kind, Dir mein Leben.

FRANZ. Und mir den Tod Ihrer Frau!

GUSTAV zurückschaudernd. Mensch! warst Du das Werkzeug der finstern Rache?[257]

FRANZ. Verzeihen Sie mir! Zu Ehrenthal. Und Sie lassen Sie's der Armen nicht entgelten. Zum Commissair. Darf ich in meinen Kerker wandern?

COMMISSAIR nickt stumm und gerührt mit dem Kopfe. Dann tritt er an den Tisch und blättert in den Papieren.

FRANZ leise. Adieu, Dörthe!

DÖRTHE abgewendet. Na, Adje, Franz!

FRANZ bleibt stehen.

DÖRTHE wendet sich nach ihm um, sieht ihn an und fällt ihm endlich um den Hals. Beide halten sich lange umschlungen. Franz rafft sich zusammen und geht langsam ab. Dörthe wendet sich zu Ehrenthal, der ihr mitleidig die Hand auf den Kopf legt.

DER SCHLIESSER der sich schon wieder an die Thüre zurückgezogen hatte, folgt dem Franz nach.

DÖRTHE zu Gustav. Was macht denn der Kleine?

GUSTAV. Er schläft, aber wenn er erwacht, soll er die Hände küssen, die ihn mir gerettet und die dafür Fesseln trugen.

DÖRTHE wie im Traume. Ja, wenn er aufwacht – und fragt mir Einer: wo ist Dein Franz? dann sag' ich auch: er schläft! – Aber wenn er aufwacht ... Weinend. Ach, wenn wir doch schon wieder aufgewacht wären! Sie sinkt Ehrenthal an die Brust.

RICHARD geht auf Gustav zu und reicht ihm die Hand.

GUSTAV steht zögernd.

RICHARD wirft sich in seine Arme und sagt. Leb' wohl![258]

Quelle:
Karl von Holtei: Theater. Ausgabe letzter Hand in sechs Bänden, Band 1, Breslau 1867, S. 257-259.
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