29.

[279] Nein, nein! Im Ernst, mein Herz! Dein Marquis Posa

Hat bitter unrecht. Dieses Leben ist

Durchaus nicht schön.

Denn Stunden schickt es dir auf deinen Hals,

In denen du dich wüthend drüber ärgerst,

Dass Con-Fu-Tse, der Bhudda der Chinesen,

Kein Droschkenkutscherssohn aus Zwickau war.

Auch will es dir durchaus nicht in den Kopf,

Dass die Pastoren weisse Bäffchen tragen.

Warum nicht pfeffer- oder ferkelfarbne?

Pflanz dir dies Eine zolltief in den Schädel

Und lass ihm Zeit, zu wachsen, und ich wette,

Dein ganzer Kerl platzt prasselnd wie ein Frosch,

Den man zum Schluss auf einem Jahrmarkt abbrennt,

In fünfmalhunderttausend kleine Stücke.

Dann bist du futsch, und deinem Publikum,

Das sein Entree nur ungern gratis zahlt,

Bleibt nichts als eine Nase voll Gestank.[279]

Zuletzt verpufft auch der, die Bande brüllt,

Schimpft, pfeift, krakehlt und prügelt sich

Und johlt dann schliesslich knüppeldick besoffen

Durch Vollmondschein und Fliederduft nach Hause.

Dort liegt das dann wie ein gestochnes Kalb

Idyllisch da in seinem Himmelbett

Und schnarcht gemüthlich sich die Sterne runter.

Nein, nein! Es ist nur Eins: entsetzlich albern.

Nichts weiter.[280]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 279-281.
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