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[98] Ode Jambica.
Petrarcha schlich zu Lauren/
Rosander küßt Rosauren/
mich kan man stäts nach Zehn
bey Basimenen sehn.
Die Brüstgens sind ihr beyde
auß ohnbeschmuzzter Kreyde/
ihr Glantz for meinen Sinn
sticht alle Sterne hin.
Ihr Pärlemutter-Rükken
erfüllt mich mit Entzükken/
auch nimbt mich for sie ein
ihr wohl formirtes Bein.[99]
Nur zäuberische Worte
haucht die Rubinen-Pforte/
darmit geht sie mir zahrt
ümb meinen Zihgen-Bahrt.
Ein halbes Viertel-Stündgen
lustirt mich so ihr Mündgen/
sordan reisst es mich fort
an einen andren Ort.
Am Bandelir die Zitter
zih ich für manches Gitter/
denn einer gantz allein
kan ich nicht freundlig seyn.
Die Gässgens auff und nihder
erschallen meine Lider/
singt doch sälbst meiner Treu
der grüne Bapegoy.
Wenn eine recht gefüglig/
ist mir das schon genüglig/
doch wenn sie nach mir brennt/
so fühl ich mich content.
Mit silbrenen Galaunen
säzz ich sie in Erstaunen;
das Wämbstgen/ das mich zihrt/
ist dikk mit Gold brodirt.[100]
Kombt wer mir in die Qwere/
dan hat ihn gleich auff Ehre
der alte Gözze Baal/
der Hellen-General!
Durch Fehder/ Filtz und Krempe
stoß ich ihm meine Plempe/
von jeder Löffeley
mach ich ihn durchauß frey!
Die bleich verstellte Frazze
beschnoppt ihm Hund und Kazze/
ich dreh mich nicht mal um/
Hertz-Bruder/ du bleibst stumm!
Mit Trekk statt mit Bomade
besprüzzt biß an die Wade/
bey Mahoms Alcoran/
darzu bün ich der Mann!
Mein ohnverstelltes Wesen
ist nicht for Fehder-Lesen/
noch nie hab ich die Nacht
mit Schnarchen zugebracht!
Drey Duzzend Göldne Gulden
mach ich dagdäglich Schulden/
drümb kom mir keiner nah –
Morbleu/ wer huhstet da!
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Dafnis
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