Er verlustirt sich über die kleine Kloris

[158] Ode Jambica.


Die kleine Kloris wollte/

oho!

daß ich sie küssen sollte/

soso.


Das Mihder stund ihr offen/

oho!

so hatt ich sie bedroffen/

soso.


Im Lazz die beyde Schlehen/

oho!

kunt ich ihr grade sehen/

soso.[159]


Darzwischen stach dem Mäußgen/

oho!

ein kleines Nelcken-Sträußgen/

soso.


Ihr Mund auff meinem jukkte/

oho!

worbey sie nicht mahl zukkte/

soso.


Du lihber/ lihber Junge!

oho!

Sie biß mir auff die Zunge/

soso.


Nicht Indjens Pärlen-Pläzze/

oho!

dauscht ich for solche Schmäzze/

soso.


Darbey so kam mein Finger/

oho!

ihr an die beyde Dinger/

soso.


Sie waren brall wie Zwettschen/

oho!

ich hub sie an zu knettschen/

soso.[160]


Da kunte sie's nicht lassen/

oho!

mich gleich-falls zu ümbfassen/

soso.


Gern sah ich solche Driebe/

oho!

schon rein aus Menschen-Liebe/

soso.


Was nüzzen mir wo Beeren/

oho!

wenn andre sie verzehren/

soso.


Flinck glitt ich rischel-ruschel/

oho!

ihr in die Purpur-Muschel/

soso.


Ümb mich in ihre Gaben/

oho!

rächt innig zu begraben/

soso.


Erst dhat sie wie Dorinde:

oho!

»Nein/ wie ich sowaß finde!«

soso.[161]


Doch bald so kunt ich spühren/

oho!

ihr wonnigliches Rühren/

soso.


Die Läden draussen knarrten/

oho!

sie wusste hundret Arten/

soso.


So zekkten sich nicht Spazzen/

oho!

so lihbten sich zwo Razzen/

soso.


Cupido wikkel-wakkel/

oho!

Cupido hihlt die Fakkel/

soso.


Biß Titan wihder strahlte/

oho!

und uns mit Goldt bemahlte/

soso.


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 158-162.
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