Auf seine Laute/ von dem Herrn Baron von Lichnowsky

[140] 1.

Du süsser Klang beliebter Säyten/

Der meine Laute kosibar macht;

Der mir vor hundert andern Leuten/

So manche Lust zu wege bracht.

Erlaube daß itzt meine Hand/

Die schon so manchem Zeit-Vertreibe

Zu Ehren Müh' hat augewand/

Auch dir ein wahres Lob-Lied schreibe.


2.

Wenn mehr als hundert leere Grillen/

Den bey dem Buch gantz müden Sinn/

Itzund beginnen anzufüllen;

Und ich offtmahls verdrießlich bin:

So weiß ich kein vergnügter Ziel

Dem Kummer und Verdruß zu setzen/

Als nur das süße Lauten-Spiel/

Das mich allein weiß zu ergetzen.


3.

Ich greife was ich will vor Lieder/

Es sey auch auf dem tiefsten Chor/

So gehts mir schon durch alle Glieder/

Und schallt verliebt in meinem Ohr.

Vergnügt wird jedes Schlaf gestöhrt;

Wenn man bey späten Abend Stunden/

Dich auf der Straßen spielen hört/

Und Echo sich mit dir verbunden.


4.

Will einer Doris Augen zwingen/

Die er sonst nicht zu schauen kriegt:[141]

So darf er nur ein Ständgen bringen;

Und spielen/ was ihr Ohr vergnügt:

So ist schon alles gleich geschehn:

Das schöne Kind läst hin und wieder

Sich alsdenn bald am Fenster sehn/

Und hört vergnügt auf seine Lieder.


5.

Drum du allein O süsse Laute/

Du bleibst mein süsser Zeit-Vertreib;

Du bist mir meine Hertz-Vertraute/

Wenn andre jetzt ein schönes Weib

Mit ihrem Spiegel fast entzückt.

Du süße Laute bleibst mein Leben/

So lange mich dein Klang beglückt/

So lange werd' ich dich erheben.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 140-142.
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