Desgleichen uber den rühmlich und glücklich geendigten Feld-Zug am Rhein Sr. Chur-Fürstl. Durchl. von Hanover/ George Ludewigs

[13] 1.

Du Welt-geprießnes Helden-Hauß

Der hoch-berühmt- und tapffern Welsen!

Dein Sonnen-Glantz löscht unsre Fackeln aus/

Und deinen Strahl kan nichts vergrössern helffen.

Du alter Teutscher Fürsten-Pracht/

wirst neu gemacht;

Dich tragen biß zum Sternen-Bühnen/

Die itzt in dir Europens Heil bedienen.


2.

Dich ehret unser Helicon/

Und singt zu deinen Palmen Lieder.

Auf Lüneburgs gelehrt und tapffern Thron

Läßt Mars sich stets mit unserm Phœbus nieder.

Ein Fürst im Feld und Cabinet

hat den Magnet

Der/ wie der Ruhm der Welsen blühet/

Des Reiches wohl und unsre Hertzen ziehet.


3.

Willkommen denn geprießner Held

Dem itzt der Rhein viel Wünsche schicket:

Der sich zu ihm als Engel hat gestellt;

Auf den das Land als seinen Schutz Gott blicket.

Du hast den Feind zurück gesagt/

der sich gewagt/

Den Rhein mit Blute zu besprengen/

Und da gedacht/ zu rauben und zu sengen.
[14]

4.

Man sahe schon Georgens Muth1

Aus deiner Jugend Augen brennen.

Und Crequi Flucht/ samt der Erschlagnen Blut/

Gab/ wer du seyst/ vor Trier zu erkennen.

Dich trieb des Heinrichs Löwen Geist/

der die zerreißt/

Die von des Stampols großen Hunden

Nach diesen sich in Ungarn2 eingesunden.


5.

Die Tugend schreibt in Diamant/

Und muß ins Kleid der Ehren sticken/

Wie viel dein Hauß schon Printzen angewandt/

Durch deren Tod den Käyser zu beglücken.

Ihr Blut an Donau und am Rhein

kan Zeuge seyn;

Der Türcken Mond und Franckreichs Sonne

Sey bluth-roth Dein und Deiner Helden Wonne.


6.

Die Ehre folgt der Tugend nach

Der Purpur deiner Chur muß gläntzen.

Dein Hauß trägt sich nach vielen Ungemach

Durch tapffern Ruhm biß an Arcturus Gräntzen.

Die Güte herrscht/ uns schützt dein Schwerd.

Dein muthig Pferd

Geht/ dich zur Ewigkeit zu tragen/

Dort oben schon vor dem gestirnten Wagen.


7.

Dein Fürsten-Geist ruht niemals nicht.

Als unser Pharus wilst du wachen.

Dein Regiment prangt durch der Klugheit Licht.

Zu unsrer Lust kanstu dir Sorgen machen.[15]

Dein Land beherrscht die güldne Zeit

Und Trefflichkeit.

Dein Löwe kan den Rhein befreyen/

Und kehrt sich nicht an Franckreichs Hahnen schreyen.


8.

Drum auf/ ihr edlen Musen/ auf!

Den theuren Purpur Ihm zu küssen/

Und nach dem klug geführten Wassen-Lauff

Den Scipio der Teutschen zu begrussen.

Laßt nicht den Römern nur allein

die Ehre seyn:

Den Weg mit Rosen zu bestreuen/

Wenn im Triumpff sich ihre Helden freuen.


9.

Ihr muntern Augen klärt euch aus

Der Welfen Chur-Fürst anzublicken.

Wie ungemein strahlt seine Tugend raus!

Der Himmel mag ihr die Belohnung schicken.

Schließt Elbe/ Saale/ Donau/ Rhein

dis Vivat ein:

George Ludewig soll leben/

Und in dem Glück der grösten Fürsten schweben.


Fußnoten

1 der Welt-geprießne Held/ Sr. Churfürstl. Durchl. Herr Groß-Vater.


2 Sr. Churfürstl. Durchl. signalisirten sich hierauf 1684. in einen glorieusen Feld-Zug wieder die Türcken.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 13-16.
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