[289] So legest du nun ab die lang getragne Bürde;

Dein graues Haupt verlangt mit allem Recht die Ruh;

Nach sechtzig Jahren schließt sich deiner Aemter Würde/

Und in dem achtzigsten dein Lebens-Umkreyß zu.

Der tausende erreicht nicht deines Alters Länge:

Doch noch viel weniger bey solcher Amtes-Last/

Der Jugend sauren Schweiß und deiner Thaten Mänge/

Womit du/ Mann und Greiß/ die Welt erfüllet hast.

Dein Leben ist beqvem/ daß es die Jugend lehre/

Und eine Schule/ die recht aus Erfahrung zeugt/

Wie man das Buch so wohl/ als einen Degen ehre/

Weil sich das volle Glück nach deinem Wissen neigt/

Das nicht so ohne Müh wie Schwämme aufgeschossen/

Und nur an einem Dunst von Fürsten Gnade hieng:

Es kostete was mehr/ du zehltest manche Sprossen/

Biß dein geübter Fuß auf diesen Stuffen gieng.[289]

Du sogst den Adel nicht aus deiner Mutter Brüsten/

Vergebens theilt man auch nicht neue Schilde aus:

Kein solcher Zierraht kömmt von Müßiggang und Lüsten/

Die Arbeit krönte dich/ und adelte dein Haus.

Der neue Adel kömmt durch edele Gemüther/

Den alten erbet anch gar offt ein Tauge nicht.

Dann jenes heist Verdienst/ und diß sind fremde Güter/

Und Lorbern/ die man leicht vom Stamm der Ahnen bricht.

Dort zeigt die Tugend sich und eigenes Geschicke/

Das auch der blasse Neid für was besonders hält;

Hier herrschet die Natur/ hier spielt das blinde Glücke/

Da offt von ungefehr der Würffel höher fällt.

Ihr Musen-Kinder lernt den Adel so erwerben/

Und greifft die Mittel an/ die unser Greiß bewehrt/

Und die ihr Adlich seyd/ laßt nicht die Tugend sterben;

Dadurch der Ahnen Glantz wird immer aufgeklährt.

Ihr dörfft ja sonst gar nicht auf fremde Federn pochen/

Die eurer Ahnen Heim auch noch so lang geziert.

Seht hie/ wie mancher wird von diesem abgestochen/

Der sie nur in der Hand/ nicht auf dem Hut/ geführt.

Zwar kan es dem Geschlecht von Jena hier nicht fehlen/

Es truge lang vorher/ des Adels Lorber-Blat1:

Nur vom Hochseeligen muß man den Adel zehlen/

Der auff den alten Stamm auffs neu gepfropffet hat.

Was durch das Schicksaal schon hat allen Safft verlohren/

Dem flöst er wiederum ein neues Leben ein:

Die Eltern werden selbst hiedurch wie neu gebohren/

Die alle auch mit Ihm aufs neu gebohren seyn.

Die Stuffe/ worauff er sich erstens hat geschwungen/

War ein beredter Mund/ der Sprachen Fertigkeit/[290]

Und solche trieb er auch noch in so manchen Zungen2.

Als kaum zureichen will des Menschen Lebens-Zeit.

Was Gott durch seinen Geist zu unserm Heyl geschrieben/

Lag Ihm ohn übersetzt gantz unverschlossen dar:

Und so manch fremdes Wort hat er dabey getrieben/

Das auch zu seiner Zeit fast nicht erhöret war.

Frantzosen; Spanier; die Römer und die Britten/

Die hörten seinen Spruch in ihren Zungen an/

Den Thon/ die Artigkeit nach eines jeden Sitten/

Davon uns Regenspurg am besten zeugen kan.

Und so viel Länder hat er selbsten noch durchzogen/

Er hohlte alles/ so wie aus der ersten Hand.

Er hat/ was irgend gut/ von Jedem eingesogen/

Denn halb Europa war fast wie sein Vater-land.

Doch wuste Er auch wohl/ daß aller Völcker Sprachen

Nur leere Zeichen seyn/ und Schalen ohne Safft/

Die Künste können erst geschickte Leute machen/

Er strebte auch darum nach solcher Wissenschafft.

Geschickligkeit zum Staat beruht auf zweyen Stützen/

Historie und das Recht/ die machen da gelehrt:

Der kan wohl sicher am geheimen Ruder sitzen/

Der beyde innen hat/ mit zweyen Anckern fährt.

Von unserm Cantzler muß man eben dieses sagen/

Daß beyde gleich in Ihm verschwestert worden sind/

Die Er wie Licht und Recht auf seiner Brust getragen/

Darum man auch so leicht nicht seines gleichen sindt.

Die Welt-geschichte3 hatt Er gründlich durchgelesen/

Der nicht im Teutschen Reich allein zu Hause war:[291]

Natur und Völcker-Recht4 ist wie sein Pflug gewesen/

Das Ihm die erste Frucht zu seinem Glück gebahr.

Die Künsten hatten lang schon aus der Pfaltz geflüchtet/

Mars nahm da seinen Sitz/ die Musen zogen fort:

Catheder, Bücher-Schatz5 und alles war zernichtet/

Die Wuth gieng dreyßig Jahr allein an solchem Ort.

Carl Ludwig/ Landes-Fürst/ ein Ausbund weiser Helden/6

Der sahe den Verlust mit nassen Augen an.

Wenn seinen Nahmen nur uns die Geschichte melden/

So weiß die gantze Welt/ was dieser Fürst gethan.

Er hat die Flüchtigen vom Elend hergeruffen/

Er suchte überall gelehrte Leute auff/

Und hierzu baute Er die alte Ehren-Stuffen/

Und gab den Künsten auch bald wieder ihren Lauff.

Der muntre Jena war auch dahin ausersehen/

Und zum Geschickligkeit zu solchem Werck erwählt/

Der edlen Jugend wohl in Rechten vorzustehen/

Und auch noch über das im Fürsten-Rath gezehlt.

Er halff den Musen dort ihr Lager neu aufschlagen/

Derselben funden sich viel hundert wieder ein.[292]

Man kan mit allem Recht auch dieses von Ihm sagen/

Daß seiner Lehre bald viel nachgegangen seyn.

Und wenn Er selbsten auch so öffters folgen wollen/

Als man durch neuen Ruff hat seinen Dienst begehrt;

Er hätte zehen mahl sich selber theilen sollen/

So hoch war sein Geschick in Schul und Staat geehrt.

Nur Friedrich Wilhelm kam mit einem starcken Triebe/

Und diesem gab Er gleich fast ohn Bedencken statt/

Ihn trung des Fürsten Gnad/ Ihn trung die Bruder-liebe/

Als dessen Stelle Er dadurch bekleidet hat7.

Und dorten ist sein Ruhm noch immer höher kommen/

Die Stelle wurde Ihm bald weiter fortgerückt;

Er wurde von der Schul gar in den Staat genommen/

Und mit der Vollmacht sort nach Regenspurg geschickt.

Und da fieng eben erst sein Glücks-stern an zu steigen/

Er gab den Aeltesten auch nichts in Stimmen nach:

Da kont Er sein Talent in vollen Kräfften zeigen/

Das offt der andern Schluß durch guten Grund zerbrach.

Er durffte nicht erst lang die Wörter Rade brechen/

Ihm flossen Ströhme weiß die Reden aus dem Mund.

Mit jedem konte Er in seiner Zungen sprechen/

Und stifftete damit so manch vertrauten Bund.

Und was Er schrifftlich in dem Rath nur eingegeben/

Das sah für Rennligkeit wie ausgemahlet aus/

Die Sachen; Wörter; Schrifft und alles hatte Leben/

Er brachte darum auch so manchen Schluß nach Hauß/

Der sonst unmöglich schien/ die allerschwerste Sachen/

Die man vorhero schon für halb verlohren gab/

Die kunten doch sein Mund und Feder möglich machen/

Er that in kurtzer Zeit die grösten Dinge ab.

Er hat auch nicht allein da eine Stell gezieret/

Von Dännemarck; Chur-Pfaltz; Chur-Sachsen und Bayreuth;[293]

Von Anspach; Nassau hatt Er auch die Stimm geführet8.

Dafür nicht mir ein Land Ihm Lorbern hat gestreut.

Ja seine Klugheit gab von sich so starcke Blicke/

Von Franckreich selbsten war diß Urtheil dort gefält/

Es hätte Jena weit für anderen Geschicke/

Die man zum Reichs-Convent nach Regenspurg gestelt9

Noch Spanien und ja auch selbst der große Käyser/

Die seine Redligkeit erst nach der Zeit erkant10.

Die gönnen Ihm den Ruhm und alle Ehren-Reiser

Der Dienste/ welche Er für Teutschland angewandt.

Er hörte damahls schon am Rhein den Himmel blitzen;

Das Wetter/ das hernach erst ausgebrochen ist:

Sein Rath war: wenn uns nicht dafür Armeen schützen/

So kriegt kein Kluger nicht. Der sucht des Feindes List

Vielmehr durch Frieden und durch Unschuld zu beschämen;

Und fällt das Land denn weg; bleibt doch das Recht darauf.

Auch den wir itzo nicht vermögend sind zu zähmen/

Dem ändert sich das Glück offt mit der Zeiten Lauff.

Und was ists? Teutschland ach! du hast es ja erfahren/

Was dein gerechter Krieg vor Nutzen hat gebracht.

Du kuntest nicht einmahl das übrige bewahren/

Worauf den Anspruch dir kein Feind je hat gemacht.[294]

Du hast vor Städte ietzt viel tausend Aschen-hauffen;

Vor so viel tausend Mann so manche Leiche stehn.

Diß heißt den Frieden ja zur Unzeit theuer kauffen.

Sag jetzt/ ob Jena nicht diß schon vorher gesehn?

Nur Neid und Unverstand pflag seinen Rath zu schelten/

Von jenem war auch wohl ein Argwohn noch erregt:

Jetzt last ihr solchen gern mit euren Schaden gelten/

Seht/ wie Verläumdung sich nun selbsten niederschlägt.

Indessen wird dein Ruhm/ Hochseeliger verjünget/

Daß dich kein feines Gold jemahlen hatt verblendt:

Da dieser Ausgang schon für deine Unschuld ringet/

Der solchen Vorwurff nun auch für Verläumdung schändt.

Die Nachwelt wird dich stets für deine Treue loben;

Und Brandenburg weiß wohl/ wie du Ihm hast gedient.

Es hat ja viertzig Jahr gantz unverrückte Proben;

Seit dir an diesem Hoff die erste Frucht gegrünt.

Nur Magdeburg du bist am meisten Dem verbunden;

Der sich für deinen Staat auch lang vorher bemüht.

Eh Jena noch bey dir sich würcklich eingefunden?

Eh Er die Cantzeley als Oberhaupt bezieht:

So muste Er dich schon in einer Sache schützen/

Daran die Würdigkeit des gantzen Landes hieng.

Man glaubte/ daß du noch solltst auff der Over-Banck sitzen;

Als schon Chur-Brandenburg von dir Pflicht empfieng.

Die meiste fiengen an schon hin und her zu wancken;

Nur Jena war behertzt/ und stützte solche Last/

Dem hast du es auch noch in seiner Grufft zu dancken/

Daß Er die Oberstell mit tapffrer Faust gefast11.[295]

Und als Er einmahl sich da mit Gewalt gesetzet;

So stellte Er sein Recht mit solchen Kräfften vor/

Daß jeder diesen Greiß der Stelle werth geschätzet/

Und sich der Gegentheil auch nach und nach verlohr.

Und dieses heist im Sturm mit klugem Ruder schiffen/

Wenn man der Winde schon und Klippen ist gewohnt:

Dieß heißt den Rathschlag aus dem Stegereiff ergriffen;

Und bey dem klaren Recht der Menschen nicht geschont.

Ein andrer hätte sich hier zehen mahl verlauffen/

Und seine Seiten erst so viele Jahr gestimmt/

Ein andrer seinen Rath zu Hoffe müsse kauffen;

Nur Er ists/ der den Pfeil aus eignem Köcher nimmt.

Noch/ als den Wohnplatz Er in dieses Land verleget/

Das nun durch Ihn so hoch für vielen Häusern sitzt/

Mit was für Liebe hat Er groß und klein geheget/

Und die Bedrängete in ihrer Noth geschützt.

Die Aendrung schiene zwar fast ungleich auszusehen;

Dort war ein Theil der Welt/ und hier ein eintzig Land;

Dort stritten Könige/ hier sah Er Bürger stehen;

Dort galte die Vernunfft/ hier offt des Schöpffen Hand.

Jedoch Ihn mochte nicht Wechsel irre machen/

Die Tugend wurde auch durch die Geschäfften kund.


Denn wer ein Schiff regiert/ führt leichtlich auch den Nachen:

Wer einen Zentner trägt/ der hält auch wohl ein Pfund.

Das Land war Brandenburg so gleich nur angestorben/

Und Er am ersten gleich demselben fürgesetzt.

Offt wird auch selbsten/ was man noch so leicht erworben/

Durch übles Regiment im Amfang gleich verletzt.

Es kostet manchen Rath/ biß man die Unterthanen

Dein neuen Landes Herrn nach seinem Staat gewehnt/

Die Wege lassen sich durch Ungestüm nicht bahnen/

Weil sonst der Bürger sich nach alter Herrschafft sehnt.

Drum solte Jena auch zuerst das Ruder halten;

Biß sich das gantze Werck in Fug und Band geschickt.

Hernach läßt sich der Staat mit halber Müh verwalten/

Wie man ein Uhrwerck leicht auff andre Stunden rückt.[296]

Wer will dem Seeligen doch diese Ehre streiten/

Daß Er die Stäbe mit Behutsamkeit geführt/

Fleiß; Treue; Freundlichkeit die stehen Ihm zur Seiten/

Dadurch jetzt mancher wird durch seinen Tod gerührt.

In funffzehn Jahren hat er keinen Tag versäumet/

Er kam nie eine Stund zu späth ins Regiment:

Zu seiner Arbeit hat er täglich auffgeräumet/

Und keine Uberschrifft von ihrer Zeit getrennt.

Bey vielem Uberlauff war er doch unverdrossen;

Und jederman bekam von Ihm ein gutes Wort:

Er hat dem Aermsten auch die Thüre nicht verschlossen/

Es war sein gantzes Hauß ein allgemeiner Port/

Da Schiffe hin und her frey durch einander lauffen/

Da sich der Zollstock nicht an einer Ecken zeigt.

Man durfft den Zutritt nicht von seinen Dienern kauffen/

Dann anzumelden war ein jeder schon geneigt.

Er selbsten hielt die Hand von Gaben unbeflecket/

Und seine treue Brust war von Geschencken frey;

Auff seinem Lager hatt Ihm dieses Trost erwecket;

Daß unter seinem Gut nichts ungerechtes sey.

Sein Seegen kam allein nur durch des Herren Güte/

Der Höchste legte Ihm noch größre Gnade zu;

Ein hohes Alterthum; ein fröliches Gemüthe;

Gesunde Leibes-Krafft und die Gewissens-Ruh.

In Sechzig Jahren ist der Meisten Zeit vergangen/

Und Siebenzig wird kaum von tausenden erreicht;

Er hatt das Achtzigste auch würcklich angefangen/

Und biß in seine Grufft dem Jüngling fast gegleicht.

Die Haare waren dicht; die Augen Sonnen helle12;

Die Wangen Rosen roth; die Adern noch voll Blut;

Die Beine gar nicht steiff; der Fuß an seiner Stelle;

Der Rücken nicht gekrümmt; die Knochen fest und gut;

Die Brust gieng nicht beklemmt; der Athem ohne Keichen;

Der Pulß hielt seinen Schlag; der Lebens-Geist war frey;[297]

Die Sinnen stets bey sich: man sahe nicht ein Zeichen/

Daß dieser muntre Leib bey achtzig Jahren sey.

Sein Hertz hat Ihm kein Wurm vor Unmuth abgezehret/

Er fühlte keine Last auf seiner lincken Brust:

Zu Nachtes hat kein Grahm Ihm seine Ruh gestöhret;

Er häuffte nicht bey sich den alten Sünden-Wust.

Sein meistes Sprechen war; die Wunder Gottes loben13/

Wie dieser Ihn geführt von erster Jugend an:

Wie Väterlich er ihn zum Ehren-Sitz erhoben;

Und wie viel gutes noch an Leib und Seel gethan;

Wie manchen Glückes er ihn würdig hätt geschätzet/

Wie viele Güter er von dessen milder Hand;

In was für Alter Ihn und Jahre er gesetzet/

Und wie er ihn gemacht zum Ersten in dem Land.

In solchen Reden ist er selbsten auch verschieden/

Dann sein beredter Mund schloß sich kaum davon zu.

So fuhr wie Simeon der Geist in vollem Frieden/

Von seiner Hütten aus/ in die erwünschte Ruh.

Sagt Menschen! saget mir! heißt diß nicht ein Gefässe

Von Gottes Gnaden seyn14? der so wie dieser stirbt.

In Ehren; bey Verstand; in Ruh auch noch in Grösse/

Des Alters/ des Verdiensts/ das nicht mit Ihm verdirbt.

Dadurch wird Jena noch in den Geschichten leben;

So lang nur eine Schrifft von diesen übrig bleibt:

Dann wer will Ihm den Ruhm mit zweyen Blättern geben;

Davon mit allem Recht man gantze Bücher schreibt.

Es ist auch gar nicht Noth/ daß man hier Verße dichtet/

Dann seine Thaten schon des Lesens würdig sind/

Man schreibe/ was er nur zu Regenspurg verrichtet/

Und was man selbst von Ihm schon aufgezeichnet findt15;[298]

Was Wunder ists es dann? daß Ihm nicht wolte grauen/

Vor dem/ was der Natur sonst so entsetzlich fällt:

Das letzte Viertel kunt er auch am Zeiger schauen/

Den Gottes weise Hand auf seinen Tod gestellt.

Man solte seinen Leib in weisser Leinwand nähen/

Und reines Wachs dabey noch dessen Decke seyn16;

Doch ist auch dieses nicht von ungefehr geschehen/

Der Bienen Arbeit trifft mit seinem Leben ein17.

Nur eines will vielleicht dem Seeligen hie fehlen/

Weil seine Leiche ja noch Sohn/ noch Tochter trifft:

Allein den Erben muß man ja für jenen zehlen18;

Und Töchter nennen sich die Fräulein in dem Stifft19.[299]

So ist er dieses Orts auch gar nicht unvollkommen/

Was wir vorher gesagt/ das bleibt noch jetzt dabey/

Wer seinen Abtritt so aus seiner Seen genommen/

Da spricht man/ daß das Spiel gar wohl geschlossen sey.

Doch Musen! was ists/ das auf eure Brüste schläget?

Aus was Ursachen folgt ihr dieser Leiche nach?

Es ist nicht euer Haupt/ das man itzt dahin träget;

Er saß im Regiment/ was ängstet euch die Sach?

Nur ach! ich kan euch wohl aus dem Gesichte lesen/

Ihr findt an diesem Tod zugleich auch euren Theil;

Denn Jena ist euch stets vor andern hold gewesen;

Ihm kam von eurem Kram sein gantzes Glück und Heyl.

Er hörte lieber euch/ als Advocaten streiten'/

Und euren Kriegen hat er manchmahl beygewohnt.

Offt saß er selbst bey euch/ und drung euch in die Seiten;

Zu weisen/ da die Kunst noch seinem Alter frohnt.

Auff eure Freyheit war er gar nicht mißvergnüget/

Er ließ euch gern bey dem/ was eures Königs Hand

Für euer gantzes Volck an diesem Ort verfüget/

Und hielte solches auch sehr nützlich angewandt.

Er sahe euren Fleiß in viel Schrifften blühen;

Auch eure Blätter hielt er seiner Augen werth.

Und wenn er hörte/ euch von Ost und West herziehen;

Und wie sich euer Sitz mit tausenden vermehrt:

So kunte a sein Mund diß Gottes Wercke nennen/

Er führte diß vom Herrn und dessen Güte her.

Da Neid und Unverstand euch kaum die Stelle gönnen/

Und halten alles diß auch nur für ungefähr.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 289-300.
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