Sonnet über den Geitz

[40] Ihr Reichen lasset euch den Reichthum nicht gelüsten/

Kauffe euch kein Zucht-Hauß nicht durch euer eigen Geld.

Bey großem Gute dient kein Angst und Sorgen Held/

Und nur ein Sclaven Hertz verschließt sich in die Küsten.

Ein Mörder saugt sein Blut aus seinen eignen Brüsten.

Ein Kluger lebt vergnügt/ und der besiegt die Welt/

Wenn/ welche Schande doch! durch sie ein Geitzhalß fällt/

Als ob Metall und Koth ihn zu beglücken wüßten.

In Banden legt er sich; ob sie nun güldenseyn/

So schlägt der große Narr doch seine Seele nein/

Die über alles soll auf Erden triumphiren.

An Stricken pfleget man die Hunde nur zu führen.

Ein Weiser braucht sein Geld/ wird nicht vor Sorgen bleich/

Bey Reichthum ist er froh/ und in der Armuth reich.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 40-41.
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