Vorred VI. von Hut. Die Römische dreyfaltikeit

[54] Dem Strengen vnd Ernuesten her Sebastian vom Rotenhan Ritter meinnen lieben Schwager entbeüt ich Vlrich von Hutten Poet vnd Orator meinen freüntlichen grůß.


Freüntlicher lieber Schwager vnnd freünd, in deiner nechsten mir zůgeschickten schrifft, fragstu mit grossem fleyß, waz ich doch itzo schreybe Oder ob ich auch etwas vor handen hab. Vff diße zwifaltige frag, dancke ich dir erstlich deines gegen mir ertzeygten fleyß, darnach wondert mich das du zweyfelst ob ich etzwas zu schreiben oder tichten vörhabe, gleich als ob du mich ye nichtes schreybend gefunden hettest, auch do ich noch zů hoff was, jn vorsamlung vnd vnrů. Hab ich nůn sollichs am hoff, do doch vil verhinderung ist, nit vnterlassenn, [Rand: Hutten schreibt /alweg ettwas] wie zweifelstu dann, ob ich hye vff dem schloß, do ich allein vnd in rů bin, feyer vnd müssig gehe? vff das du aber sehest, das ich so lang nit gantz an frůcht alhye gesessen hab, schicke ich dir hye ein gespräch bůchlin das ich Vadiscum oder die Römischen dreyfaltigkeit nenne, vnnd in dißen bergen beschribben hab, würt dir das gefallen, so würstu auch on zweyfel, meiner meinnung, das ich mich vom hoff gethan, nit entgegen sein. Aber das Büchlin schicke ich dir nit, als etzwas guttes, dann es hatt nichtes gůts in im, mer ist sein inhalt [Rand: Das dieses / biechlin gut sey.] schand laster, vnd alles übel, sunder als ein erzeygung meiner angebornen freyheit. Vnd glaub, es werde dir deßselbigen [Rand: Huttens angeborne / freyheit.] halben nit vngenäm sein. Vorwar auß solcher vrsach hab ich selbs einen gefallen darzů löse auff, der teütschen freyheit, die gebunden, vnnd mit Bäpstlichen stricken vorhäfft was. Ich bring wider herfür, die Christlichen warheit, die man ins ellend vorschickt, vnd weyter dan die Indianer oder Garamanten von hinnen wonenn, außgetriben hatte. Vmb solliche meine woltat (als ich die künlich vnd an schew nemen darff) beger ich nit, das mir vnser vaterlandt gemein teütsch Nation ein[55] erliche belonung gebe, allein bitte ich ob [Rand: Was Hutten / umb sein arbeit / zu lon begere] mich yemant vmb außgebner vnd beschribenen warheit willen, veruolgen wölt, das als dann alle frummen teütschen sich mein annemen, vnd mich gegen gewalt vnd vnrecht entschützen. Dißes sey mein lon. dißes sey mein vorgeltnüß. Biß got beuolhen. Geben zům Steckelberg am XIII. tag des hornungs jm iar nach christ geburt M.ccccc. im xix.

Quelle:
Ulrich von Hutten: Gesprächbüchlein, in: Deutsche Schriften. Band 1, Leipzig 1972, S. 1–188, S. 54-56.
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