Sechster Auftritt.


[70] Elsi. Mehrere Weiber und Kinder. Sie tragen Bündel.


ELSI. Hier laßt uns sitzen, und noch einmal zu Tale schaun! Die Wüter folgen uns nicht, sie sind am Raub. Dort rauchen unsre Häuser! Das ist deins, und das deins,[70] und das meins. Die Weiber weinen. Hättet ihr's vorher gewußt, wie ich, daß es so enden würde, ihr könntet's trocknen Auges ansehn. Ich weine nicht. Ich will euch anführen bis nach Hungarn. Sie setzen sich unter die Bäume.

EIN WEIB. Wißt Ihr was von Eurem Mann?

ELSI. Er soll gefallen sein an der Mühlbacher Klaus.

WEIB. Das hat sie so bös gemacht, daß nach der Unterwerfung wieder Aufstand verübt worden ist.

EIN KIND. Mutter, wohin geht's?

ELSI. Nach Hungarn, Kind, zu den Zigeunern.

KIND. Was sind Zigeuner?

ELSI. Garstige, schlimme Leute, wohnen in Grüften, halten keinen Sonntag, gehn nicht zur Messe.

KIND. Laß uns bleiben bei unsern hübschen Leuten hier.

ELSI. Dürfen nicht, der Franzos ist bös. Steckt unsre Häuser an, schlägt eure Väter tot!

KIND. Ich will ihn meinen Weck geben.

ZWEITES KIND. Ach, das schöne Feuer! Sieh, Mutter!

DIE TIROLERIN. Du armer Wurm!

ERSTES KIND. Bin müde, Mutter! Will schlafen.

ELSI. Müssen noch weiter. Ich trage dich.

KIND. Mutter, wo werden wir schlafen?

ELSI. Weit von hier.


Quelle:
Karl Immermann: Andreas Hofer der Sandwirt von Passeier. Bielefeld und Leipzig 1912, S. 70-71.
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