Erster Auftritt.


[75] Graf Paraguay. Donay. Raynouard. Offiziere. Soldaten.


DONAY. Aber ihr versprecht mir, sein Leben zu schonen.

PARAGUAY. Ich verspreche dir, was du willst.

DONAY. Denn ich habe es nur getan für das gemeine Beste.

PARAGUAY. Es soll auch dem gemeinen Besten zustatten kommen.

DONAY. Und wenn ihr schärfer mit ihm verführet, so würde ich zeitlebens nicht wieder ruhig.

PARAGUAY. Das wär' ein Unglück. – Still jetzt! Also er sitzt auf der Kellerlahn?

DONAY. Dort war wenigstens sein Versteck, aus dem ich ihn im August hervorzog, und ich glaube, daß er wieder dahin geflüchtet ist, nachdem ihr seinen letzten törichten Versuch im Inntal und Passeier zunichte gemacht habt.

PARAGUAY. Der Führer ist doch sicher?

DONAY. Ihr könnt euch auf ihn verlassen.

PARAGUAY. Bestell' ihn an die Wacht.

DONAY. Aber, Edler, keine Grausamkeit!

PARAGUAY. Nein, nur was Rechtens. Donay ab. Der schwülstige Narr verrät seinen Freund, und traut auf das Wort eines Feindes. Kapitän Raynouard!

RAYNOUARD. General![75]

PARAGUAY. Der Sandwirt ist entdeckt.

RAYNOUARD. Ha!

PARAGUAY. Das beschwerliche Suchen, die Irrgänge durchs Gebirg nehmen heut ein Ende. Unsre Leute werde sich freun. Sie sind befehligt, ihn zu fangen. Ich gebe Ihnen auch einige Reiter. Das Kommando ist stark. Dennoch sollen alle Truppen in der Gegend unter Gewehr stehn. Machen Sie sich fertig.

RAYNOUARD. Ich gehorche mit Schmerz.

PARAGUAY. Warum mit Schmerz?

RAYNOUARD. Ich war unter den Gefangenen vom Isel.

PARAGUAY. So wetzen Sie heute die Scharte Ihrer Haft aus.

RAYNOUARD. Der alte Mann hat mich wie ein Vater zu Inspruck behandelt.

PARAGUAY. Wir müssen bald aus Deutschland, die Empfindsamkeit reißt bei der Armee ein. – Sobald Sie ihn haben, schicken Sie einen Reitenden nach Mailand, wohin der Prinz gegangen ist. Hofern unverzüglich nach Mantua. Das Kriegsgericht ist schon zusammengesetzt. Sie werden nach drei Tagen die Verhandlung über die Vollstreckung des Urteils mir senden. Er geht in das Haus.

RAYNOUARD geht zu den Soldaten. Angetreten!


Quelle:
Karl Immermann: Andreas Hofer der Sandwirt von Passeier. Bielefeld und Leipzig 1912, S. 75-76.
Lizenz:
Kategorien: