[121] Prinzeßin! die wir uns herab
Von dem Olymp zur Erde bathen,
Du Kind, das uns die Liebe gab,
Laß dir erzählen Heinrichs Thaten,
Dein Onkel ist Er, und ein Held
Der Legionen fortgetrieben,
Und mitten auf dem Siegesfeld,
An deinen Vater froh geschrieben;
Wie schüchtern über Berg und Thal
Des Feindes Haufen schleunig flogen;
So ungezählt in ihrer Zahl,
Als kaum des wilden Meeres Wogen.
[122]
Ein kleiner Haufen Krieger stritt,
Nur da wo Heinrich hin und wieder
Auf Seinem Streiter Rosse ritt,
Und wie ein Löwe warf darnieder,
Was noch den Nacken umgewandt,
Troz auf der Stirne noch getragen
Und Gegenwehr in Feindes Hand,
Das ward von Heinrichs Blitz erschlagen.
In Seiner Rechten trug er ihn,
Den Donner, der sie todt geschlagen,
Die Feinde, welche nach Berlin,
Sich einst mit Frechheit durften wagen.
Nun kommen sie nicht mehr, du Kind
Der honigsüssen Liebesgötter,
Erzittre nicht, die Feinde sind
Zerstreuet, wie die Birken-Blätter.
[123]
Fühl in dem kleinen Busen ganz,
Des Helden siegrisches Ergötzen,
Einst wird Er seinen Lorbeercranz,
Auf deine goldne Locken setzen.
Wenn du entgegen hüpfen wirst,
Den Triumphirern, wenn Sie kommen,
Und bald der König, bald der Fürst,
Dich Gratie im Arm genommen,
Und jeder deine Lippen drückt,
Sanft an die seinen, und empfindet,
Wie schön dein blaues Auge blickt,
Dein Arm sich um die Schulter windet;
Dein Mund mit holden Stammeln frägt,
Wie es der Held im Felde machet,
Daß ihm Sein Herz nicht furchtsam schlägt,
Wenn rund umher ein Wetter krachet.
[124]
Dann lächeln dich die Krieger an,
So lieblich daß du sie must fragen,
Ob mit so süsser Miene kann,
Der Held, die Menschen niederschlagen?
Dann saget Vater Ferdinand,
Der Friedrichen zur Seite sitzet,
Wie das bedrängte Vaterland,
Ihr Degen vor Gewalt beschützet.
Er sagts, und Freude lachet dir;
Du stammelst: lieblich-goldner Friede;
Willst mehr noch sprechen, aber wir
Betäuben dich, mit unserm Liede.
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