Der Feldzug in Sachsen

eröfnet vom Prinzen Heinrich des Königs Bruder

[79] Zu Magdeburg den 18ten May 1762.


Schnell, wie ein Sturmwind sich erhebt,

Wie aus den Wolken gehn des Donnerschlages Bothen,

So flog er hin, und schlug. Das Erzgebürge bebt,

Der Feind stürzt über seine Todten,


Flieht, wendet nicht die Stirn zurück,

Hat auf der Flucht nicht mehr im Herzen Lust zu siegen:

Scham hat er auf der Stirn, und Furchtsamkeit im Blick,

Als wär ein Gott herabgestiegen,
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Und hätt' aus seiner Hand den Strahl

Des Zornes unter die gewaltig hingeschossen

Die oft sich zähleten, und, stolz auf ihre Zahl,

Des kleinen Haufen Tod beschlossen.


Spott murmelt nach der Moldau Strom

Dem fortgeschlagnen Feind; Uns komts die Elbe sagen.

Wir singen Heinrichs That. So sang das Volk zu Rom

Des stolzen Feindes Niederlagen,


Wenn es zuvor die Götter bat,

Das Opfer zu verschmähn von ungerechten Händen

Und Jubellieder sang, wenn flüchtig Mithridat

Vergaß den Nakken umzuwenden.

Quelle:
Anna Louisa Karsch: Auserlesene Gedichte, Berlin 1764, S. 79-81.
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