[Wenn Furcht mich faßt, mein Dasein könne enden]

[89] Wenn Furcht mich faßt, mein Dasein könne enden,

Noch eh' die Feder, was mein Hirn erdachte,

In Schrift, in Büchern wußte zu vollenden,

Das reife Korn in volle Speicher brachte –


Wenn wolkengleich tief seltsame Legenden

Der Nacht besterntes Antlitz überfließen,

Und ich es weiß, daß nie mit Zufallshänden

Das Glück mir hilft, ihr Bild in Form zu gießen –


Und wenn ich fühle, Schönste du von allen,

Daß nur die flüchtige Stunde uns umfängt,

Daß nie mein Herz in jenen Zauberfallen


Gedankenloser Liebe träumend hängt –

Dann steh ich einsam vor den Ewigkeiten,

Bis Ruhm und Liebe in ein Nichts entgleiten.

Quelle:
Keats, John: Gedichte. Leipzig [1910], S. 89-90.
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