[Wie lieb ich das: wenn still aus goldnen Krügen]

[84] Wie lieb ich das: wenn still aus goldnen Krügen

Der Sommerabend fließt und die gelinden

Weißwölkchen ruhn auf duftgeschwellten Winden,

Von trübem Denken mich hinwegzulügen;


Befreit vom Kleinlichen, in vollen Zügen

Den Glanz zu trinken, ein Versteck zu finden,

Wo Schönheit und Natur sich Kränze winden,

Und dort mein Herz zur Freude zu betrügen;


Ans heimatlich Erhabne mich zu drängen,

Dem Schicksal Milton's, Sidney's nachzuhängen,

Bis beide ernst vor meiner Seele leuchten –


Vielleicht im Liede mich hinaufzuschwingen,

Bis Melodieen mir die Augen feuchten

Und Lust und Leid in Tränen sanft verklingen.

Quelle:
Keats, John: Gedichte. Leipzig [1910], S. 84-85.
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