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[8] Sooft die Sonne aufersteht,

Erneuet sich mein Hoffen

Und bleibet, bis sie niedergeht,

Wie eine Blume offen!

Dann schlummert es ermattet,

Geduldig mit ihr ein;

Doch wacht es fröhlich wieder auf

Mit ihrem ersten Schein!


Das ist die Kraft, die nie erstirbt

Und immer wieder streitet,

Das gute Blut, das nie verdirbt,

Geheimnisvoll verbreitet.

Solang noch Morgenwinde

Auf Erden festlich wehn,

Wird auch der Freiheit Priesterstamm

Nie gänzlich untergehn!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 8.
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