1. Gasel

[156] Seht den Poet, der immerdar erzählt von Lerchensang,

Wie er nun bald drei Dutzend schon gebratner Lerchen schlang!

Bei Sonnenaufgang, als der Tag in Blau und Gold erglüht',

Da war es, daß sein Morgenlied vom Lob der Lerchen klang;

Und nun bei Sonnenuntergang mit seinem Gabelspieß

Er sehnend in die Liederbrust gebratner Lerchen drang!

Das heiß ich die Natur verstehn, allseitig, tief und kühn,

Wenn also auf und nieder sich sein Tag mit Lerchen schwang!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 156.
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