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[42] Das ist die üppige Sommerzeit,

Wo alles so schweigend blüht und glüht,

Des Juli stolzierende Herrlichkeit

Langsam das schimmernde Land durchzieht.


Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn

Fern in des Gebirges dämmerndem Blau;

Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,

Sie schneiden die Sorge auf brennender Au.


Sie sehnen sich nach Gewitternacht,

Nach Sturm und Regen und Donnerschlag,

Nach einer wogenden Freiheitsschlacht

Und einem entscheidenden Völkertag!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 42.
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