9. Mich tadelt der Fanatiker

[273] Mich tadelt der Fanatiker, in deinen Armen weich zu ruhn,

Und heischt, indem zum Streit er eilt, zu lärmen und ihm gleichzutun;

In tollen Sätzen springt er fort und peitscht die Luft mit seinem Stahl

Und schwört: es geb kein größer Heil, als auf dem Schlachtfeld bleich zu ruhn!

Laß laufen ihn, den Närrischen, und küsse mich noch hundertmal!

Ich denke doch beizeiten noch vor ihm den ersten Streich zu tun!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 273-274.
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