6. Tretet ein, hoher Krieger

[339] Tretet ein, hoher Krieger,

Der sein Herz mir ergab!

Legt den purpurnen Mantel

Und die Goldsporen ab!


Spannt das Roß in den Pflug,

Meinem Vater zum Gruß!

Die Schabrack mit dem Wappen

Gibt 'nen Teppich meinem Fuß!


Euer Schwertgriff muß lassen

Für mich Gold und Stein,

Und die blitzende Klinge

Wird ein Schüreisen sein.


Und die schneeweiße Feder

Auf dem blutroten Hut

Ist zu 'nem kühlenden Wedel

In der Sommerzeit gut.
[339]

Und der Marschalk muß lernen,

Wie man Weizenbrot backt,

Wie man Wurst und Gefüllsel

Um die Weihnachtszeit hackt!


Nun befehlt Eure Seele

Dem heiligen Christ!

Euer Leib ist verkauft,

Wo kein Erlösen mehr ist!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 339-340.
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