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[265] Siehst du den Stern im fernsten Blau,

Der zitternd fast erbleicht?

Sein Licht braucht eine Ewigkeit,

Bis es dein Aug erreicht!


Vielleicht vor tausend Jahren schon

Zu Asche stob der Stern,

Und doch sehn seinen lieblichen Schein

Wir dort noch still und fern.


Dem Wesen solchen Scheines gleicht,

Der ist und doch nicht ist,

O Lieb, dein anmutvolles Sein,

Wenn du gestorben bist!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 265.
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