1. Kapitel
Jesus redet im Innersten der gläubigen Seele.

[83] 1. Der Mensch: So will ich denn hören, was der Herr, mein Gott, in mir spricht.

Selig die Seele, die den Herrn in sich reden hört, und aus seinem Munde das Wort des Trostes vernimmt! Selig die Ohren, die das leise Wehen des göttlichen Raunens vernehmen und von den Einflüsterungen dieser Welt nichts hören! Wahrhaftig, selig die Ohren, die nicht horchen auf die Stimme, die von draußen schallt, sondern auf die Wahrheit, die im Innern lehrt! Selig die Augen, die für das Äußere verschlossen, aber für das Innere offen sind! Selig die Menschen, die das Ewige durchdringen und sich durch tägliche Übungen geschickter zu machen suchen, die Geheimnisse des Himmels zu fassen! Selig, die verlangen, sich von allen Hindernissen der Welt loszureißen und sich ganz ihrem Gott allein zu weihen!

Fasse das wohl zu Herzen, meine Seele, und schließe die Tore deiner Sinnlichkeit zu, damit du hören kannst, was der Herr, dein Gott, in dir redet.

2. Dies sagt der Herr, dein Geliebter: Ich bin dein Heil, ich bin dein Friede, ich bin dein Leben. Halt dich fest an mir, so wirst du Frieden finden! Laß alles Vergängliche, such das Ewige. Was ist doch alles Zeitliche anders als verführerisch, und alle Geschöpfe, was nützten sie dir, wenn du vom Schöpfer verlassen wärest? So sag dich denn los von allem und ergib dich deinem Schöpfer willfährig und treu, damit du die wahre Seligkeit ergreifen kannst.[83]

Quelle:
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7663, Stuttgart., S. 83-84.
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