24. Kapitel
Forsche nicht fürwitzig, was andere tun.

[124] 1. Der Herr: Mein Sohn! Sei kein Sklave der Neugier, und wirf alle die nichtigen Sorgen aus deinem Herzen. Was geht dich denn dieses oder jenes an? Folge du mir nach. Was geht es dich an, ob jener so oder anders beschaffen ist, dieser[124] so oder anders handelt oder redet? Du brauchst einst nicht für andere zu antworten, aber für dich selbst mußt du Rechenschaft geben. Was mischst du dich also in Dinge, die dich nichts angehen? Sieh! Ich kenne alle und sehe alles, was unter der Sonne geschieht; ich weiß, wie es mit jedem steht, was er denkt, was er will, und was der Zweck seines Laufens und Rennens ist. Mir mußt du also alles anheimstellen, dich im Frieden halten, und jeden Betriebsamen sein Wesen treiben lassen, soviel er will. Alles, was er sagen oder tun mag, fällt am Ende doch auf seinen Kopf zurück. Denn mich kann er nicht hintergehen.

2. Bekümmere dich nicht um den Schatten eines großen Namens, nicht um die Vertraulichkeit vieler Freunde, nicht um die besondere Liebe der Menschen. Denn das bringt den Menschen außer sich in alle Welt hinaus, und erzeugt in seinem Herzen große Finsternis. Gern möchte ich mein Wort in deine Seele sprechen und dir Geheimnisse offenbaren, wenn du nur meine Ankunft fleißig wahrnähmst und, wenn ich an dein Herz anklopfe, die Tür auftätest. Sei vorsichtig, wache im Gebete und halt dich demütig-stille in allem.

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Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7663, Stuttgart., S. 124-125.
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