39. Kapitel
Sei nicht so stürmisch in deinen Geschäften!

[147] 1. Der Herr: Mein Sohn! stelle deine Sache immer nur mir anheim; ich werde zur rechten Stunde alles wohl machen. Warte auf meine Anordnung und du wirst den Fortgang spüren.

Der Mensch: Gern, o Herr, stelle ich dir all meine Anliegen anheim; denn ich kann mit allen meinen Gedanken doch soviel wie nichts ausrichten. Wenn ich nur nicht so fest an der Zukunft hinge, sondern mich ganz ohne Zögern deinem Wohlgefallen hingeben könnte!

2. Der Herr: Mein Sohn, oft betreibt der Mensch etwas heftig, was er gern hat. Aber wenn er hat, was er wünschte, dann fängt er an, anders zu denken; denn seine Neigungen haften nicht fest an Einem Dinge, sondern treiben von einem zum anderen. Es ist also nichts Geringes, sich auch im Geringsten zu verleugnen.

3. Der wahre Fortschritt im Guten besteht in der Verleugnung seiner selbst, und wer es in der Selbstverleugnung weit genug gebracht hat, ist frei und sicher. Aber der alte Feind, der allem Guten feind ist, hört nicht auf, zum Bösen zu versuchen, sinnt Tag und Nacht hinterlistig auf Trug und Falle, ob es ihm nicht gelinge, den Unvorsichtigen zu täuschen und zu fangen. Wachet und betet (spricht der Herr Matth. 26, 41), damit ihr nicht in Versuchung fallet.

Quelle:
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7663, Stuttgart., S. 147.
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