4. Kapitel
Sei vorsichtig in allem, was du tust.

[15] 1. Glaube nicht jedem Worte, und traue nicht jeder Eingebung. Prüfe vielmehr alles wie vor Gott, mit aller Achtsamkeit und Langmut. Leider glauben und reden wir von andern weit lieber Böses als Gutes; so schwach sind wir. Nicht so der Vollkommene. Er glaubt nicht jedem, der Geschwätz zu Markte bringt. Denn er kennt den schwachen Sinn der Menschen, der zum Bösen so geneigt und im Reden so gebrechlich ist.

2. Es ist große Weisheit, nicht Hals über Kopf zu handeln, auch nicht fest und unbeugsam auf eignem Sinn und Dünkel zu bestehen. Auch das ist Weisheit, nicht jedes Menschenwort für wahr zu halten, und was man gehört und geglaubt hat, nicht sogleich nachzuerzählen und in fremde Ohren zu übertragen.

Suche dir einen Mann aus, der gewissenhaft und weise ist; sein Rat sei dir heilig in allem! Geh lieber zu dem Manne, der besser ist als du, als zu deinem Eigendünkel.

Gutsein, Frommleben, das macht weise vor Gott und gibt einen bewährten Sinn. Je demütiger und Gott ergebener, desto weiser und friedlicher bist du in allem.

Quelle:
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7663, Stuttgart., S. 15.
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