10. Seufftzer einer glaubigen Seele nach Bethlehem

[258] Im Thon: Gelobet seystu Jesu Christ.


1.

Ach hätten doch die Sternen bracht/

Heinte die Nacht ohne Nacht/

in welcher aller Jungfern Kron/

Geboren Vatter/ Mann und Sohn/ Alleluja.


2.

Ich küste seine Wängelein/

Wängelein die Seidin seyn/

Doch bräunlich Purpurroht bestralt/

mit Liliẽ Milchweiß untermahlt/ Alleluja.


3.

Es solle mir mein Jesulein/

nimmer ungewieget seyn/

es leg denn an der Mutter Brust

deß Himmels vnd der Erden Lust/ Alleluja.


4.

Es solte mir mein Brüderlein/

nimmer unbesungen seyn/[258]

biß daß die zuckersüsse Ruh/

der Augenliechtlein schliesse zu/ Alleluja.


5.

Es solte Sammt/ nicht Graß noch Heu

betten seines Kripleins Streu/

Dann schlieff es sonder Frost und Noth/

biß an das kühle Morgenroth/ Alle.


6.

Vnd wer die Wöchnerin sehr matt/

goß ich jhr ein heylsam Bad/

von Perlenwasser und Canel/

Violen Säfften/ Rosenöl/ Alle.


7.

Wünsch deß Kindes Marmor Leib

Ich ein kohlschwartz Morenweib/

den schönsten den der Erdkreiß find/

den wünsch ein heßlich Sünden Kind/ Alleluja.

Quelle:
Johann Klaj: Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften, Tübingen 1968, S. 258-259.
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