Vorbericht

[92] Diese wenigen Gedichte sind unter vielen Zerstreuungen aufgesetzt worden, und der Verfaßer hat so wenig Arbeit daran gewandt, daß ihm vielmehr ihre Verfertigung zur Erhohlung von anderer Arbeit gedient hat. Er wird daher zufrieden seyn, wenn sie nur Kennern nicht ganz mißfallen.

Es sind einige Idyllen darunter. Dem Verfaßer hat immer gedünkt, daß die Franzosen die Idylle dadurch zu sehr eingeschränkt haben, daß sie den Stoff dazu, allein aus dem Schäferleben entlehnt. Das Landleben ist überhaupt dazu geschickt, und es kommt nur darauf an, daß man niedrige und ungesittete Ideen aus derselben entfernt, um sie gefällig zu machen. So hat Theokrit Hirten- und Fischer-Idyllen, und Bion eine Vogelsteller-Idylle mit vielen Beyfall verfertiget; und des Grotius Nauticum, und Sannazars Piscatoria, sind auch Beweise, daß das Schäferleben nicht allein zu dieser Art von Gedichten geschickt ist. Nach diesem Beyspiele hat der Verfaßer ein paar Gärtner-Idyllen und eine Fischer-Idylle gewagt. Es würde anstößig gewesen seyn, wenn derselbe Kunst-Gärtner darin aufgeführt hätte, er hoft aber nicht, daß die seinigen den Geschmack beleidigen werden, und wenn es der Nahme thut, so kan ihn die Gewohnheit erträglich machen.

Quelle:
Ewald Christian von Kleist: Sämtliche Werke. Stuttgart 1971, S. 92-93.
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