Vierzehnter Auftritt.

[55] Cleon, und die Vorigen.


CLEON. In der That, die Höflichkeit ist groß; nu gut, weil sie denn nicht wissen, was Lebensart ist, so will ich mich ihnen empfehlen, und ihnen sagen, daß sie mich nicht verdienen, und daß es Isabelle ihr ganzes Leben hindurch bereuen wird. Die witzigen Köpfe, wie ich, sind selten, mein Herr, und Leute, die alles verstehn, noch seltner; ich hätte mir versprochen, daß sie mir mehr Hochachtung erzeigen würden, weil ich ein witziger Kopf bin.

LYSIMON. Es sollte freylich seyn, mein Herr; aber gehört ihre vorige Rauferey auch zum Witze? Doch seyn sie ein Zeuge meiner Freude! Geh her, meine Tochter, gieb dem Leander deine Hand; er hat bey seinen Projecten den Vortheil, daß er ein Edelmann ist, er kann es in Politicis hoch bringen.[55]

ISABELLE. Ich gehorche ihnen mit Freuden, Papa.

LEANDER. O meine Isabelle, welches Glück!

CLITANDER. Ich gratulire ihnen, mein lieber Leander; sie sehn nunmehro, daß ich mein Wort gehalten habe.

LEANDER. Lassen sie sich umarmen, mein theurester Freund.

CLEON. Was? ein Politicus? Ich lache alle Staatsministers aus.

LYSIMON. Wer sich schmeichelt alles zu wissen, weiß just am wenigsten. Nu, meine Kinder, seyd glücklich, ich umarme euch von Grund meiner Seele.


Quelle:
Chr[ristian] G[ottlob] Klemm: Der auf den Parnass versetzte grüne Hut. Wien 1883, S. 55-56.
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