Funfzehnter Auftritt.

[56] Hannswurst, und die Vorigen.


HANNSWURST. Das ist ja brav. Nu, mein liebster Herr, itzt sind sie glücklich; ich freue mich, und gratulire ihnen von Herzen dazu.

LYSIMON. Was Henker, was ist denn das für eine Figur? o warum kann ich doch nicht recht gut sehn. Er geht auf ihn los, ihre Lazi. J, was ist das für eine Tracht?

CLEON. Sie sehn ja, daß der Kerl ein Narr ist.

HANNSWURST. Was redt denn da für ein gescheider Mann?

LYSIMON. J, wer Teufel, wer bist du denn?

HANNSWURST. Ein Diener, ihnen aufzuwarten.

LYSIMON. Von wem bist du denn ein Diener?

HANNSWURST. Von der ganzen Stadt, und diesem Herrn.[56]

LYSIMON. Von Hrn. Leandern?

LEANDER. Ja, liebster Vater, er ist mein Diener, der allen meinen Freunden, und mir schon unendlich viel Vergnügen gemacht hat.

LYSIMON. Aber, was ist denn das für eine Livree?

LEANDER. Warum? Kennen sie diese Kleidung nicht? Er ist ein Salzburger, und er hat mich ersucht, ich möchte sie ihm für gewöhnlich tragen lassen. Ich war mit ihm zufrieden. Warum sollte ich ihm in einer solchen Kleinigkeit nicht gefällig seyn? Was thut das Kleid dabey. Kömmt ihnen denn das so wunderbar vor? Gesetzt: sie haben einen Türken; lassen sie ihn denn nicht in seinen Kleidern herumgehn, zumal, wenn es ihnen zum Vergnügen gereicht? werden sie ihn nöthigen, andere zu nehmen; und –

LYSIMON. Das ist was anders, ein Türk ist selten.

LEANDER. O liebster Vater, dieser Mann ist noch seltner, er ist der einzige in seiner Art.

LYSIMON. Ich kann mich noch nicht recht damit vergleichen. Geht her, mein Freund, laßt euch doch einmal recht genau anschauen; was ist denn das für eine Farbe zu dem wunderlichen Hute?

HANNSWURST. Sie ist grün; sie hat schon genug leiden müßen.

LYSIMON. Grün? Aber ist es denn möglich, das man in einer solchen Tracht einen einzigen guten Gedanken haben kann?

LEANDER. Liebster Vater, ich könnte ihnen von heute Beweise geben; allein das werde ich ihnen aufklären. Glauben sie mir auf mein Wort.

CLEON. Sehn sie es denn nicht ein, wie sie betrogen werden, Hr. Lysimon?[57]

HANNSWURST. Ha! das ist ja der witzige Mann! Erlauben sie mir, wie viel Schläge hat ihnen ihr Witz schon eingetragen?

CLEON. Ich glaube, ihr wollt spaßig seyn, in eurem altväterischen Bauernrock.

HANNSWURST. Haben sie den harten Winter auch empfunden?

CLEON. Warum?

HANNSWURST. Ich meyne nur so.

CLEON. Was meynt ihr? Wißt ihr, mit wem ihr redet.

HANNSWURST. Mit einem Herrn in einem sehr harten und so das Gehirn austrocknendem Winter.

LYSIMON. Brav; nehmen sie es mit auf den Weg. Wo ist aber denn nun der Respective?

HANNSWURST. Er ist schon abgereist.

LYSIMON. Ey was soll er abgereist seyn? Nu, mein lieber Leander, ihre Projecte –

LEANDER. Papa, wollen sie meinem alten ehrlichen Bedienten erlauben, daß er Clarissen –

HANNSWURST. Ich hätte auch Lust respective ein Politicus – ich kann Projecte nach der Mode machen; – da mit Clarissen –

LYSIMON. Nu, willst du einen Politicum, Clarisse? geh, nimm ihn, thu mirs zu gefallen.

CLARISSE. Ja, das ist aber hart, jemanden zu Gefallen einen Mann zu nehmen, und noch dazu einen Politicum.[58]

CLITANDER. Das sind die besten Männer, mein Kind.

LEANDER. Wie glücklich bin ich! Hannswurst, wie danke ich dir; du du bist ein treuer Diener.

LYSIMON. Warum denn so gar verbindlich?

LEANDER. Wie ich ihnen sage; das wird sich schon aufklären, mein liebster Vater; und ich bitte sie im Voraus wegen des Alten, des Gelehrten und des Offiziers um Vergebung.

LYSIMON. Was? habt ihr mich etwa –

ISABELLE. Geben sie sich zufrieden, liebster Papa, wir wollen ihnen hernach alles –

LYSIMON. Clitander, sagen sie mir doch –

CLITANDER. Ich freue mich, daß Leander und Isabelle glücklich sind; ich eile nunmehr zu meinen Rosenknöspgen. (Clarisse, gieb mir deine Hand.)

ISABELLE. Mein Leander.

LEANDER. Ihre Hand, meine liebste Isabelle.


Quelle:
Chr[ristian] G[ottlob] Klemm: Der auf den Parnass versetzte grüne Hut. Wien 1883, S. 56-59.
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