Zehnte Scene.

[169] Faust. Der Fremde.


FAUST außer sich.

Bin ich der Faust? – Ha, schaff' mein Buch herbei![169]

DER FREMDE tückisch kalt.

Wozu?

FAUST.

Ich will in Staub ihn niedertreten!

Der Unhold trotzte mir!

DER FREMDE wie vorher.

Vielleicht ist's aus!

FAUST.

Der vierte Frevel ist noch nicht geschehen.

DER FREMDE.

Wer weiß?

FAUST wild.

Ha, kalter Teufel!

DER FREMDE blickt ihn an und lacht tückisch.

FAUST stürzt bei dem Blicke zurück.

Was ist das!?

DER FREMDE.

Nun denn?

FAUST betäubt.

Welch schreckensvolle Aehnlichkeit!

DER FREMDE.

Ihr phantasirt![170]

FAUST.

Ha, durch die Menschenlarve

Brennt es hervor – –

DER FREMDE.

Der Weingeist spricht aus euch!

FAUST fährt sich über die Stirn.

Ja, ja – es war ein Traum – – ein toller Traum!

Es dünkte mich – – du sähst dem Teufel ähnlich!

DER FREMDE.

Haha!

FAUST.

Die Einbildung!

DER FREMDE.

Ihr seid ein Schwärmer!


Mit einem geheimen schrecklichen Ausdrucke.


Wir wollen noch recht lustig seyn zur Nacht! –

Wenn's zwölfe brummt, ruf' ich euch ab zum Tanze!


Er geht.


Quelle:
Klingemann, August: Faust. Ein Trauerspiel in fünf Acten. Leipzig und Altenburg 1815 [Nachdruck Wildberg 1996], S. 169-171.
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